Elektroniklot nur noch bleifrei?

Der chaotische Hauptfaden

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rhb
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von rhb »

Ich oute mich mal hier als Lot-Junkie ;-) , der vieles getestet und sich seine (wie immer - sehr subjektive !) Meinung gebildet hat:
Julez hat geschrieben: Do 1. Feb 2024, 12:22
Besonders wenn man eine Lötstelle immer wieder aufschmilzt ohne neues Lot und die Lötspitze langsam wegzieht kann man dieses Verhalten provozieren.
https://www.youtube.com/watch?v=tfIwHuGzUEk&t=120s
(ab 2:00min)
Jahrelang habe ich gedacht, das ist einfach so, aber dann habe ich bei einem Kumpel mal mit dem billigen CFH Bastlerlot gelötet, und direkt hatte ich ein intensives Erweckungserlebnis. :)
Du meinst vermutlich das hier
chf_bastlerlot.png
nutze ich nicht mehr (Vorrat ist auch gering), da habe ich mir mal als Notiz hinterlegt: "ziemlich gut, aber wenn wenig Flussmittel, dann teigig", (ist 1.1.2B F-SW26 Flussmittel), mit "teigig" meine ich das Verhalten, was Du beschreibst
Julez hat geschrieben: Do 1. Feb 2024, 12:22 Mein Ranking bezüglich dieser Eigenschaft:
1) Felder ISO-Core "EL" S-SN62Pb36Ag2 (Bestes Lot ever. Noch nie war ich derartig begeistert. Leider kann ich es nicht für Litzen verwenden, da es so gut benetzt und verläuft, dass es weit unter die Isolierung fließt. Wahnsinn!)
el.png
stimmt, aber da habe ich mit Oxidation Probleme gehabt. Notiz von damals:
"fließt sehr gut bei Litze, scheint schnell Oxidhaut zu bilden bei 330°, bei 310° gehts, starke schwer zu entfernende Oxidhaut bei 350°!!! also für Entlötarbeiten ~350° NICHT geeignet! "
beim Entlöten gebe ich immer massiv neues Lot hinzu, damit auch immer alles gleichzeitig gut aufschmilzt...

Julez hat geschrieben: Do 1. Feb 2024, 12:22 2) Stannol HS10, CFH Bastlerlot
ja, ist meine Nummer 3, gab´s mit und auch ohne Kupfer, Unterschiede konnte ich nicht feststellen:
hs10.png
hs10-1.png


Meine Nummer 2: Stannol LUX II
luxii.png
Notiz dazu war "soll wie Stannol HF32 sein, nicht so gut wie Stannol 2630, wird eher teigig "



ok, deswegen auch mal HF32 und HF32-SMD gekauft, aber nie wirklich getestet
hf32.png
hf32-smd.png


da ich kurz darauf meinen Favoriten gefunden habe:
Stannol 2630
2630.png
ok, hat als Flussmittel ROM1/1.1.2B/F-SW26, aber ich hatte bisher bei meinen "normalen Bastlerumgebungen" nie ein Problem mit Korrosion auch ohne Entfernung des Flussmittels

Julez hat geschrieben: Do 1. Feb 2024, 12:22 3) Broquetas Sn60 Pb40 EN 29454-1 F-SW26 (s.o.)
.
.
.
4) Fluitin 1532 (leider gar nicht gut)
ich konnte bei meinen Test nie nachvollziehen, warum Fluitin so "gehyped" wurde, bei mir sind sowohl 1532 als auch 1603 durchgefallen:
1532.png
1603.png
Julez hat geschrieben: Do 1. Feb 2024, 12:22 Das Broquetas ist allerdings nur ein bisschen schlechter als das HS10, ob ich das in einem Doppelblindtest merken würde, weiß ich nicht.
Wäre vielleicht mal was für's Treffen: Lötzinnverkostung durch die Experten.
Lötzinnverkostung klingt gut, aber ich denke jeder muss seinen Favoriten selbst herausfinden, wenn er "nur" Hobbyanwender und nicht "Profi" ist.

Meinen Bestand habe ich über die Jahre so nach und nach über ebay und Kleinanzeigen aufgebaut - man muss einfach geduldig sein.
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Chemnitzsurfer
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von Chemnitzsurfer »

Es gab von CFH auch etwas dickeres "Bastlerlot", wo dann im Kleingedruckten drauf Stand nicht für Elektroniklöten. Das Zeug konntest du wirklich nur zum Löten von Kupferblechen etc. gebrauchen. Hatte ich einmal versehentlich im Baumarkt mitgenommen, die Rolle müsste hier auch irgendwo noch herumliegen, ansonsten ist das CFH Elektroniklot "SN60Pb38Cu2" mein Favorit gewesen, gab es in jeden Baumarkt, relativ günstig und lies sich gut löten. Hatte mir davon etliche Rollen mitgenommen, bevor es im örtlichen Baumarkt ausgelistet wurde.
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Bastelbruder
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von Bastelbruder »

Solches "Bastlerlot", das auf Grund der Teigigkeit für mechanische Feinarbeiten wie Karosserie- und Dachrinnenveredelung gedacht ist, sollte sich aber auch zum Entlöten ausgesprochen bleifreier Platinen eignen, weil durch die Mischung mit Blei der Schmelzpunkt deutlich heruntergesetzt wird. Da muß nicht unbedingt auf extrateures Bismut oder Indium gesetzt werden. Es ist zwar nicht soo gut, aber wirkungsvoller als das gute 60:40, und viiel preiswerter.
Bloß aufpassen, solches Lot ist oft völlig ohne Flußmittel, da braucht man dann noch extra Kolophonium, Schnaps und Glyzerin, nicht Nitro. :lol:
Meine ersten Bastler-Zinnstücke hatte ich aus der (ehemaligen :( ) Besigheimer Lötkolbenfertigung, das wurde da zum "Einbrennen" verwendet, die Seele war mit (vermutlich) Salmiak gefüllt.
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barclay66
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von barclay66 »

Mein Lieblingslot ist das weiter oben erwähnte HF32 von Stannol. Macht bei mir die besten, saubersten Lötstellen und ist -im Gegensatz zu anderen Versuchen- nie teigig.
Wenn ich da eine Bezugsquelle für 1Kg oder 500g in 1mm finden könnte (Art. Nr. 640104 bzw. 640103), würde ich da nochmal richtig zulangen...
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Julez
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von Julez »

Ok, danke für den Tip. Ich versuch mal was zu besorgen und teste selbst mal.
Robby_DG0ROB
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Ich habe mich vor Jahren mit Stannol HS10 bevorratet. Artikel Nr. 535236, also 100g Gebinde mit 0.5 mm Durchmesser. Im QRL ist von Felder ISO-Core "RA", von EDSYN SS1250 und ein polnisches Lot vorhanden. Qualitative Unterschiede kann ich zwischen den Loten nicht ausmachen.
ch_ris
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von ch_ris »

gar nicht gesehen, ich war bei 1.5mm schon raus.
daniel_f
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von daniel_f »

IPv6 hat geschrieben: Do 1. Feb 2024, 22:53
daniel_f hat geschrieben: Do 1. Feb 2024, 19:56 Hier kann man problemlos bestellen.
https://www.ihshofbauer.de/produkte/loe ... so-core-ra
Das ist aber nicht das klassische Sn60Pb40 sondern hat das Verhältnis der beiden Metalle gerade umgekehrt. Findet sich auf Anhieb nicht allzu viel Info im Netz was das dann für Eigenschaften hat.
Uuupsi, habs geändert. Entschuldigung
Konsole
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von Konsole »

Darisus hat grad auch was mit 2% Cu auf der Startseite. Allerdings Marke "Fixpoint", was immer sich dahinter verbirgt...
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MatthiasK
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von MatthiasK »

IPv6 hat geschrieben: Do 1. Feb 2024, 22:53 Das ist aber nicht das klassische Sn60Pb40 sondern hat das Verhältnis der beiden Metalle gerade umgekehrt. Findet sich auf Anhieb nicht allzu viel Info im Netz was das dann für Eigenschaften hat.
https://www.tf.uni-kiel.de/matwis/amat/ ... has_d.html

Bis 183°C ist das Zeug fest, dann wird es teigig mit abnehmender Viskosität und ab ca. 280°C ist es vollständig flüssig.
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Joschie
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von Joschie »

Es hilft alles nichts, ich denke man muss sich mit dem Bleifreienzeugs irgendwie arrangieren, daher frage ich jetzt einfach mal direkt in die Runde, von welchem bleifreien Lot könnt ihr sagen das es brauchbar ist?

Ich hatte mal einen kleine Rest von einer Messe der sich wirklich gut verarbeiten ließ, da war kein Unterschied zu einem bleihaltigen Lot.
Das war damals eine Probierrolle von JBC, leider ohne Typenaufdruck.

Was ich sehr interessant finde ist, ich habe hier drei Rollen bleifreies Lot liegen, alle drei angeblich die Legierung nur von unterschiedlichen Herstellern die sich alle drei in den Löteigenschaften stark unterscheiden und keines kommt an die von dem JBC ran.

Grüße
Josef
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Jan-DIY
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von Jan-DIY »

Ich habe hier vor ein paar Jahren mal einen größeren Posten an 60/40 „abgegeben“.
Insgesamt waren das um die 10kg.
2 habe ich noch. Das reicht für mein Leben aus.

Reichelt verkauft übrigens noch verbleite Lötpaste an privat. Das muss auch irgendwie illegal sein;-).
Ist allerdings wahrscheinlich so teuer wie Cannabis. Wobei ich mich damit nicht auskenne.
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Landjunge
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von Landjunge »

Auf der Arbeit nutzen wir nur das bleifreie von KOKI in 0,5 und 1,0mm. Funktioniert sehr gut und hinterlässt extrem wenig Flussmittelreste.
Das Bild stammt aus dem Netz.
123.jpg
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Julez
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von Julez »

barclay66 hat geschrieben: Fr 2. Feb 2024, 09:57 Mein Lieblingslot ist das weiter oben erwähnte HF32 von Stannol. Macht bei mir die besten, saubersten Lötstellen und ist -im Gegensatz zu anderen Versuchen- nie teigig.
Wenn ich da eine Bezugsquelle für 1Kg oder 500g in 1mm finden könnte (Art. Nr. 640104 bzw. 640103), würde ich da nochmal richtig zulangen...
Ich hab das jetzt mal getestet, STANNOL Lötdraht HF32 S-Sn60Pb39Cu1 - 1,0 mm 100 g.
Ist ganz genau wie HS10, keine Unterschiede merkbar, besonders was "Teigigkeit" angeht.
Hier zu bekommen zum okayen Preis, sogar ohne Kundenkonto und direkt per PayPal:
https://www.vachri-shop.com/elektro/loe ... 0-mm-100-g
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barclay66
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von barclay66 »

Gleich mal 10 bestellt. Schade, dass sie die größeren Rollen (z.B. 500g/1Kg) nicht da haben.
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ESDKittel
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von ESDKittel »

leicht OT:
Desinfector hat geschrieben: Di 30. Jan 2024, 11:06 Ich habe ja schon immer Lot aufgefangen. ...
Bisweilen wird alles zusammengeschmolzen...
Sammle auch schon seit vielen Jahren Lotreste die so anfallen.
Wird dann und wann mal zusammengeschmolzen oder in Stangenform gegossen.

Ein Klumpen ist nach nicht alzulanger Zeit im kühlen Keller mit einem dichten stumpf-grauen Belag überzogen?!?
Andere deutlich ältere Klumpen und auch die restlichen Lötzinne auf Originalrolle sind auch nach vielen Jahren immer noch quasi blank.
Zinngrau.jpg
Was ist da los?
Sehr hoher Bleianteil / andere Verunreinigungen?
Interessant dabei: Dort wo es beim Abkühlen auskristallisiert ist, ist es weiterhin blank.
/OT
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Desinfector
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von Desinfector »

ESDKittel hat geschrieben: Fr 9. Feb 2024, 17:10
Was ist da los?
Sehr hoher Bleianteil / andere Verunreinigungen?
Interessant dabei: Dort wo es beim Abkühlen auskristallisiert ist, ist es weiterhin blank.
/OT
War das helle auch die Oberfläche an der Luft, als es noch flüssig war?
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ESDKittel
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von ESDKittel »

Flüssig und nach dem Erkalten war das metallisch blank.
Die Mischung ist sicher nicht eutektisch, daher ist das teigig erstarrt.

Hatte auch schonmal einen Schmelz aus bei einer Entrümpelung vorgefundenen Lötzinnresten,
da kahm ich mit dem Krätzeabschöpfen garnicht nach. Das hat sofort Mengen an neuer Krätze gebildet.
Keine Ahnung... ?Zink?Aluminium?-Anteil... -> entsorgt.
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Weisskeinen
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von Weisskeinen »

Bastelbruder hat geschrieben: So 28. Jan 2024, 12:26 Keine Bleifrei-Legierung ist tauglich bei tiefen Temperaturen wie sie beim Militär manchmal und im Weltraum ständig auftreten.
Hmmm, komisch, wir setzen schon seit vielen Jahren im Institut bleifreies Lot ein und haben Leiterplatten bestückt, die seit ebenso langer Zeit Dienst bei bis zu -60°C und Temperaturwechselbelastung tun. Probleme mit schlechten Lötstellen haben wir nicht. Die Bedenken kann ich also nicht nachvollziehen...
Fred
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von Fred »

Ich habe mal die Kollegen gefragt, die einmal im Jahr auf den Kurs "ESA-zertifiziertes Löten" fahren. Es ist nach wie vor so, dass Flughardware für die Raumfahrt mit Zinn-Blei-Lot gelötet werden muss. Eine Begründung war Whisker-Wachstum bei bleifreiem Lot, das zu Kurzschlüssen führen kann. Aber das scheint auch nicht mehr die allerletzte Wahrheit zu sein. Die andere Begründung war: Weil es noch keine Erfahrungen mit bleifreiem Lot im Weltall gibt. Solange diese Begründung gilt, wird es auch so bleiben :D
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barclay66
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Re: Elektroniklot nur noch bleifrei?

Beitrag von barclay66 »

barclay66 hat geschrieben: Do 8. Feb 2024, 14:58Gleich mal 10 bestellt. Schade, dass sie die größeren Rollen (z.B. 500g/1Kg) nicht da haben.
... und angekommen. Damit bin ich auf absehbare Zeit versorgt. Danke nochmal Julez für den Link!

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