Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Der chaotische Hauptfaden

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Henning
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Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von Henning »

Nabend,

habe dieses "Netzteil" aus dem Schrott gezogen, mal begutachtet, und nach bestem Wissen den Schaltplan rausgepinselt.

Leider ist keinerlei Info vorhanden, für welche Spannung das Netzteil ausgelegt ist. Laut Beispielschaltungen zum LM723 würde ich das Netzteil aber als einstellbares Netzteil mit Strombegrenzung verstehen...

Vielleicht kann aber ja jemand aus den Bauteilwerten sofort etwas rauslesen?

Danke und Gruß

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Herrmann
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von Herrmann »

Datenblatt zum LM723 findest Du hier

Gesetzt den Fall, das 723 befindet sich in einem "Blechpott" ergibt sich bei deinem Schaltplan das 10K Poti zur Einstellung der Strombegrenzung, mit dem 5K stellst Du die Spannung ein. Da der Elko 40V maximal verträgt, würde ich sagen, die Eingangsspannung sollte <25V sein, um im Leerlauf auf der sicheren Seite zu bleiben.
Henning
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von Henning »

Hallo,
genau, der 723 steckt im metal can Gehäuse.

Ich jage morgen mal DC rein, und gebe mal Last drauf... mal sehen
Tizi
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von Tizi »

wäre schön zu wissen ob das Netzteil so läuft (wenn der Plan stimmt). Ich selbst habe mit dem LM723 Nur negative Erfahrungen gemacht.
Henning
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von Henning »

Ich habe hier ein Linearnetzteil, Standard-Einfach-12V, ebenfalls mit einem UA723. Der ist ganz ganz empfindlich auf Rückspannung...
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Bastelbruder
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von Bastelbruder »

Der 1967 konstruierte 723 ist noch heute einer der rauschärmsten Spannungsregler überhaupt.

Grober Anhaltspunkt für Netzteildimensionierung: 1000µF / Ampere.
Der 0,47-Öhmer am Endtransistor paßt ebenfalls zu 1A, vielleicht sogar 1,5A.

An Uref Pin 4 kommen 7,15V raus - zwischen Potischleifer am Vergleichereingang Pin 3 = Pin 2 direkt am Ausgang - also 3..7V.
Der "obere" Anschluß des 10k-Potis ist wahrscheinlich falsch abgepinselt, er gehört an +DC. Zumindest besteht sonst am "oberen" Anschlag die Möglichkeit, mit maximaler Ausgangsspannung den Chip (Stromreglereingang) zu schlachten.

Die Ursprungsapplikation dürfte also 5V 1A gewesen sein, aus 12ACV vom Trafo. Dazu paßt auch der Kühlkörper, der bei Dauerbetrieb durchaus 80°C erreichen darf.

Im Datenblatt gibts einige Schaltungen, die Jahrzehnte einwandfrei funktioniert haben. Auch die Strombegrenzung funktioniert im Gegensatz zu der der meisten heutigen "Labornetzteile" nahezu verzögerungsfrei, eine 20mA-LED die an den auf 7V 20mA voreingestellten Ausgang angeschlossen wird, dürfte das problemlos überleben.

Und die Absonderungen irgendwelcher 723-flamer muß ich doch mal vergleichen mit diversen Lobreden über den Störsenderkatastrophenchip 34063...
Chips verrecken nicht durch Mißhandlung von Seiten des unbedarften Anwenders, sondern durch Fehlkonstruktionen.
shaun
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von shaun »

Was hast du gegen den 34063? Marketingfuzzies würden das als spread spectrum verkaufen ;)
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zauberkopf
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von zauberkopf »

Genau !
Ausserdem ist er gut zum üben.. also EMV übung..
Denn den für einen empfänger ruhig zu kriegen ist durchaus möglich.. ;-)
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ferdimh
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von ferdimh »

Bastelbruder: Ich fühle mich missverstanden. das Problem mit dem LM723 ist nicht der Chip, sondern seine Nutzer (Wie bei Apple ;-) ).

Wer damit ein Labornetzteil baut, wird an folgende limitierungen stoßen, die bei der Konstruktion des Chips nicht wirklich relevant waren:
- Die Ausgangsspannung ist nicht bis auf 0 regelbar.
- Die Strombegrenzung ist schwer mit einem Poti nutzerfreundlich einstellbar.

Die Konsequenz für das hier gezeigte Netzteil ist: Das ist ein Festspannungsnetzteil. Es liefert vermutlich 5V, und ist ein bisschen nach oben und unten regelbar. Wenn man die Ausgangsspannung verstellt, muss man die Strombegrenzung nachstellen (das ist vermutlich als "Foldback"-Begrenzung beabsichtigt).

Jetzt will also jemand mit dem "Labornetzteilchip 723" eine Schaltung aufbauen, die diese Mängel nicht hat. Er zieht eine negative Versorgung ein, damit der Differenzverstärker des 723 auch bei unter 0V arbeitet. Dabei ist die Referenz nicht mehr massebezogen, also zieht er eine neue Referenz ein. Außerdem baut er die Strombegrenzung mit Opamps neu, muss das aber irgendwie noch in den 723 reintüddeln, denn es sollte ja ein Labornetzteil mit 723 sein. Also ist der 723 am Ende zu einem 3-Transistor-Array degradiert worden, mit einem Haufen schlechter Kompromisse, um den drin zu halten. Dass letzten Endes ein Netzteil eine Referenz und 2 Differenzverstärker braucht, scheinen manche Leute nicht aufm Schirm zu haben. Im übrigen sind diese Designs in der Regel deutlich jünger als der 723 und für die Rauscharmut hat sich da sicher keiner interessiert.

Interessant finde ich im Datenblatt übrigens die Schaltung mit floatendem 723 und ohne Ausgangskondensator. Funktioniert das tatsächlich bei beliebigen Lastkapazitäten ohne nen großen Oszillator zu produzieren? Ich würde erwarten, dass das aufgrund der Ausgangsstufe als "Quasistromquelle" ein eher instabiles Exemplar wird.
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zauberkopf
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von zauberkopf »

Das ein Labornetzteil ab 0V Arbeiten muss.. halte ich mittlerweile für ziemlich akademisch...
Ich meine.. ganz selten stelle ich mal nen Wert ab 1,2V ein... eher ab 3,3V...
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Bastelbruder
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von Bastelbruder »

ferdimh hat geschrieben:Interessant finde ich im Datenblatt übrigens die Schaltung mit floatendem 723 und ohne Ausgangskondensator. Funktioniert das tatsächlich bei beliebigen Lastkapazitäten ohne nen großen Oszillator zu produzieren? Ich würde erwarten, dass das aufgrund der Ausgangsstufe als "Quasistromquelle" ein eher instabiles Exemplar wird.
Der ?Trick? besteht darin daß die gesamte Ausgangsschaltung als Emitterfolger aufgebaut ist. Das ist keine Stromquelle, eher eine halbweiche Spannungsquelle die bloß noch geringfügig nachkorrigiert werden muß. Der 1nF-Kondensator am Kompensationsanschluß bremst gewaltig, was tatsächlich kaum gebremst wird ist der nicht temperaturkompensierte Stromfühler. Daß der "kriminell" einzustellen ist, sollte eigentlich nicht stören. Eine Konststantstromquelle für 5mA dimensioniert man auch nicht bis 1A. Es handelt sich im vorliegenden Fall wohl eher um eine Endtransistorversicherung. Für geringere Ströme würde ich noch einen weiteren Emitterwiderstand mit einem zweiten Ausgang vorsehen und dort die Fühlerleitungen anschließen. So kann man ein Labornetzteil ohne Umschalter bauen, das mit nur einem zusätzlichen Widerstand und einer zweiten Buchse zwei (oder mehr) Maximalströme sauber einstellen kann.

Und Spannungen unter 1,2V werden wirklich sehr selten gebraucht, die lassen sich aber auch ohne zusätzliche Referenz und / oder negative Versorgung einstellen, wenn der (hier nicht vorhandene aber aus EMV- und anderen Gründen empfehlenswerte) Meß-Spannungsteiler noch eine Portion Strom direkt aus der Referenz zugeteilt bekommt. Das ist dann genau ein zusätzlicher Widerstand unter der weiteren Voraussetzung, daß der Ausgangstransistor als Darlington ausgeführt wird oder zumindest eine Diodenstrecke in die Basisleitung bekommt, weil der Regler-Ausgang natürlich kaum unter die Spannung der Vergleicher-Eingänge gezogen werden kann.

Achja... Zu der Zeit als die Platine konstruiert wurde, hatte man mit EMV noch nichts am Hut. Oder um es mit shaun's Worten auszudrücken: hier :lol:
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ferdimh
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von ferdimh »

Bastelbruder: ich beziehe mich auf Dieses Datenblatt, Seite 8, Figure 7 (oben).
Hier ist der Bezug der Kompensation eben anders (letzten Endes auf den Ausgang), ein Kondensator gegen Masse würde genau das von dir beschriebene (sinnvolle!) Verhalten ergeben.

Auf die Diskussion, was in einem Labornetzteil zu fordern ist, und was nicht würde ich gerne verzichten. Der Punkt ist: Wenn ich versuche, die genannten Forderungen alle zu erfüllen, und noch einen 723 in die Schaltung einzubauen, steigt das Risiko von "großem Bockmist". Und entsprechender "großer Bockmist" findet sich leider zuhauf im Netz.

Für ein (evtl begrenzt einstellbares) Festspannungsnetzteil ist ein 723 doch voll ok.
Tizi
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von Tizi »

auch für ein netzteil das nur eine spannungsregelung besitzt ist er brauchbar.
habe einen schaltplan hier von ca. 1986.
Es zeigt ein netzteil mit dem LM723. Die Spannung ist von 0-30V Regelbar. der strom wird nur über drei wählbare widerstände begrenzt.

Das ganze hat in einem Lochkartenleser-Prüfstand gearbeitet. und bei fast 30 Jahren laufzeit würde Ich sagen: dieser Plan taugt dann auch etwas.
Habe das ganze hier (bisher ungetestet).
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Bastelbruder
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von Bastelbruder »

Tschuldigung, da hatte ich ein Detail übersehen.
Die Schaltung sieht tatsächlich abenteuerlich aus. Interessant ist dabei ein Detail: sowohl die Referenzspannung als auch Masse und natürlich die Mitte des Spannungsteilers sind auf den Ausgang bezogen. Das sollte zwar nicht direkt mitkoppeln, könnte aber doch instabil sein.
Glücklicherweise ist in LTspice der 723 vorhanden und der zeigt weder in der Applikationsschaltung noch ohne den Kondensator eine Schwingneigung. Bloß wenn der Kondensator ohne Serienwiderstand mit der virtuellen Masse verbunden wird, ist die Sprungantwort furchtbar. Es bedämpft auch mit Kondensator und 1,5k in Reihe zur virtuellen Masse.
edit hat gemeint, daß der invertierende Eingang am nicht invertierenden quasi festgenagelt ist. Und der ist der echten Masse geringfügig näher als die Virtuelle.

Die Schaltung nach Fig.7 ist aber kein Labornetzteil, sie stellt zumindest den Anspruch eines Minimalstroms und im Kurzschlußfall wird der 200-öhmer in der Plusleitung ziemlich warm werden. Ich nehme mal eine Vorlaufspannung von 70V an.
Vor knapp 30 Jahren ist mir genau diese Schaltung (dimensioniert für 300V) ein paarmal um die Ohren geflogen, weil ich einen (damit versorgten) durchgebrannten BF259 durch einen BF459 ersetzt hatte und noch ein Fehler drin war...

Die dreibeinigen Sicherungen™ im TO-5-Gehäuse haben sich im Kurzschlußfall ihrer Bonddrähtchen entledigt und die im TO-126 natürlich nicht...
Henning
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Re: Unbekanntes Linearnetzteil mit LM723

Beitrag von Henning »

Also....

das Netzteil liefert im Urzustand mit vor dem Brückengleichrichter eingespeisten 10,3....>18V DC konstante 5,35V.

der 5k Poti ist kein 5k sondern ein 7k (5k ist nur der Bestückungsaufdruck), dieser war versiegelt und stellt wie erwartet die Spannung ein (3,15...7,10 im Leerlauf).

Schön.

War klar das von Bastelbruder eine solche ausführliche Erklärung kommt. Nur aus dieser Intention heraus habe ich überhaupt angefragt :D ;)
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