Letzte Woche hat mich andreas6 auf japanische Radiosonden aufmerksam gemacht. In Japan ist man wohl sehr interessiert an der Entwicklung moeglichst leichter Sonden, die beim Abstieg keinen Schaden anrichten in dicht besiedelten Gebieten. Und solche Sonden des Herstellers Meisei flogen wohl im Oktober letzten Jahres von Lindenberg aus. Die aktuellen Radiosonden von Meisei sind wohl die RS-06G und RS-11G, und demnaechst die iMS-100, die nur noch 38g schwer sein soll. Zufaelligerweise sind mir Meisei-Radiosonden vor kurzem auch in einem polnischen Forum begegnet, dorthin sind die Sonden aus Lindenberg wohl denn auch geflogen im Oktober.
Neben der einen Aufnahme aus dem polnischen Forum habe ich bisher nur noch eine aus Japan in einem yahoo-forum gesehen. Allerdings hat andreas6 einige Aufnahmen der Sonden machen koennen, die in Lindenberg getestet wurden, zusammen mit den Vergleichssonden, die am Ende noch mehr Klarheit schaffen konnten.
Wie es aussieht, flogen in Lindenberg mindestens zwei verschiedene Typen von Meisei-Sonden. Das Signal hat etwa 10kHz Bandbreite. Die Beschreibung von Meisei nennt die Modulation PCM-FM/bi-phi 1200bit/s. PCM-FM ist im Grunde FSK, und biphase gibt es in drei Varianten, wobei die Variante Level genau Manchester-Codierung ist. Hier wird aber Space verwendet, wenn ich jetzt nicht Space und Mark verwechselt habe, sind aber invers zueinander. 1200 baud ist dann schon die Symbolrate, Haelfte der eigentlichen 2400 baud.
Die 1200 bit pro Sekunde bestehen dann aus zwei Frames, die wiederum in zwei Subframes unterteilt werden koennen. Einige Wetterdaten werden zweimal pro Sekunde gesendet, Telemetrie einmal pro Sekunde. In der Beschreibung beziehe ich mich auf die Aufnahmen, die ich bisher sah, ob das abweichen kann, kann ich nicht sagen. Bis auf wenige Ausnahmen sind bits und bytes in big endian aufgereiht. Eine Sekunde besteht also aus 1200 bit, die man in 2 mal 600 bzw 4 mal 300 bit aufteilen kann. Es gibt zwei 600 bit Frames pro Sekunde mit einen 23+1 bit Header 0x049DCE gefolgt von einem Counter. Die 600 bit kann man wie gesagt aufteilen, und die zweiten 300 bit werden wiederum mit dem Header 0xFB6230 eingeleitet, der bis auf das letzte bit das Komplement des anderen Headers ist, will sagen 0x049DCE xor 0xFB6230 = 0xFFFFFE, deshalb 23+1. Nach jedem Header folgen 6 Bloecke zu je 46 bit, also 24+6*46=300. In den 46 bit stehen zwei Bloecke mit 16 bit, die jeweils zwei byte ergeben, getrennt von einem bit und dann noch Kontrollbits, wahrscheinlich der Rest des BCH-Codes. Der Framezaehler ist leicht auszumachen, bei den anderen Daten wie z.B. GPS koennen zwischen zusammengehoeren bytes auch Kontrollbits liegen.
Die Framestruktur ist bei den zwei Sondetypen wohl die gleiche, allerdings sind Daten nicht immer am gleichen Ort oder im gleichen Format. GPS z.B. ist bei dem einen Typ jeweils 32bit Integer mit Faktor 1e7 bzw. Hoehe Faktor 1e2, bei der zweiten Radiosonde jedoch hat die Hoehe nur 24 bit auch mit 1e2, und Lon und Lat mit Faktor 1e6, wobei die Nachkommastellen eigentlich Minuten sind, also wie bei NMEA dann mit Faktor 1e4. So passt es zumindest bei der zweiten Sonde halbwegs zusammen zu den RS92-Daten. Waere natuerlich schoen, noch weitere Aufnahmen zu hoeren mit laengeren Abschnitten.
Einen Decoder zum Ausprobieren gibt es hier:
https://github.com/rs1729/RS/tree/m10/m10
Fuer den zweiten Typ Sonde muss man die Option -2 verwenden, wenn man sinnvolle Daten bekommen will. (Bei schlechtem Signal gibt es wiedermal nur Zahlensalat.) Zumindest funktiert es mit den Lindenberg-Sonden auf 402.7MHz (Typ1) und 403.2MHz (Typ2). Auf 403.2MHz flog auch die Aufnahme aus Polen, vom Typ eins war die Kurze Aufnahme aus Japan auf Yahoo.