Nostalgie

Wenn das Irrenhaus überfordert ist

Moderatoren: Heaterman, Finger, Sven, TDI, Marsupilami72, duese

Benutzeravatar
Toddybaer
Beiträge: 4704
Registriert: Sa 11. Jun 2016, 13:48
Wohnort: Hemmoor

Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

Ich komm gerade wegen der Jahreszeit drauf. Früher war Laternenumzug.

Für die ganz kleinen, die den Stab noch nicht richtig halten konnten, gab es zu meiner Zeit schon die Ersten Laternenstäbe mit Batterie und funzeliger Glühlampe.
Und jedes mal war einer dabei, dessen Kerze den ganzen Abend nicht anging.
Und mindestens eine Laterne ist komplett in Flammen aufgegangen.
Und überhaupt ist man im dunkeln losgezogen und nicht bei Beginn der Dämmerung.

und als ich noch ganz klein war, ohne Eltern, maximal mit einem älteren, der musste bissel aufpassen und das Feuerzeug bedienen, und dann im dunkeln die ganze Straße lang, von Haus zu Haus und an der Haustür gesungen. Für´n paar Groschen oder was Süßes

Aktuell fast nur noch elektrische wegwerf Kerzenstäbe. Start noch vor Sonnenuntergang. Vom Feuerwehrhaus durch die Stadt. Mit Feuerwehr und Blaulichtbegleitung. Anzahl Kinder und Erwachsene hällt sich etwa die Waage.
Süßes giebs dann wieder beim Spritzenhaus. UNd den Grill werfen die glaub ich auch an.
Benutzeravatar
PowerAM
Beiträge: 4535
Registriert: Di 13. Aug 2013, 23:14
Wohnort: JO62rr

Re: Nostalgie

Beitrag von PowerAM »

Laternenumzug früher, bei dem ich mitgelaufen bin:

Treffen bei sicherer Abwesenheit von Tageslicht, teilnehmen durfte als Kind, wer wenigstens im Schulalter war. Begleitung durch Volkspolizisten zu Fuß mit faszinierend leuchtendem Regulierstab - der motorisierte Verkehr behielt dennoch prinzipiell Vorrang und der Umzug musste warten, wurde dann aber im Verband über die Straße geleitet.

Ich hatte damals ein Windlicht mit Haltegriff und anständiger Kerze und die hatte ein gutes Licht. Ankriegen musste ich die Kerze im Windschatten mit Riesaer Sicherheitszündhölzern. Manchmal kam das Ende des Zündholzvorrats in der Schachtel bedrohlich nah.

Der Umzug war kein Ringkurs, sondern endete am rückwärtigen Tor der Volkspolizei-Kaserne, wo exakt drei Genossen auf Kinder und mitlaufende Elternteile warteten: Der Küchenbulle, der Versorgungsoffizier und der Furier. Heiße Bockwurst aus dem Kessel, heißer Tee (für die Großen mit Schuss) und manchmal auch heißer Kakao lockten uns an. Die Kinder wurden mit Mutti oder befreundeten Eltern alsbald heim geschickt, damit die männliche Erzeugerfraktion den Rest vom Tee (dann ausnahmslos mit Schuss) ratzeputz leer machen konnte und danach selbst einen im Schuss hatte.

Der Laternenumzug war nach meinen Erinnerungen in der Regel bei winterlichem Wetter, oftmals lag Schnee. Es war aber nicht der von Feuerwehr und Kirche veranstaltete Martinsumzug von heute. Das weiß ich deshalb, weil manche Klassenkameraden nicht beim Laternenumzug der Volkspolizei mitlaufen durften, sondern zu dem von ständigem und irritierendem Gesang begleiteten Kirchenumzug geschickt wurden. Dem fehlten Bockwurst und heißer Tee bzw. Kakao, weshalb dieser Umzug auf mich keinerlei Anziehung ausübte. Meine Eltern hätten mir das gewiss nicht untersagt.
berferd
Beiträge: 1327
Registriert: Mi 3. Apr 2019, 23:45

Re: Nostalgie

Beitrag von berferd »

Laternenumzug zu St.Martin gabs hier im Kindergartenalter, Polizei und Feuerwehr waren nicht dabei.
In allen Laternen waren echte Kerzen, so richtig mit Feuer, man glaubt es kaum. Aber so lernt man als Kind Verantwortung (stolz!).
Natürlich ging jedes mal eine Laterne in Flammen auf, mit einmal Drauftreten ist das aber erledigt, St.Martin findet ja nicht in der Waldbrandphase statt und der Umzug ist auf asphaltierten Wegen mitten im Dorf.
Netter Nebeneffekt: durch die Verantwortung verhalten sich die Kinder besser. LED-Lampions eignen sich hervorragend zum herumschleudern und andere damit schlagen - mit einer Laterne mit Kerze macht man das üblicherweise nur ein mal, dann fließen Tränen und man hat was gelernt dabei.
Hier gibts einen schönen Text dazu: https://www.mamaclever.de/2017/11/06/pl ... r-laterne/
Benutzeravatar
Bastelbruder
Beiträge: 11481
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 18:28

Re: Nostalgie

Beitrag von Bastelbruder »

Laternenumzug
Jungschar-Zeltlager, Fahrtenmesser
"Lägerle" im Wald, mit Palisaden, Ausguck ...
Bau(stellen)-Fange und -Verstecke.
Hightech hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 04:54Im Laufe der Jahrzehnte ist die Ungenauigkeit immer kleiner geworden.
Ich habe weiter oben mit Bedacht nicht die Kaufleute Erbsenzähler aufgeführt, die haben noch nie einen Rechenstab verwendet. Auch die Zeitmessung habe ich Außen vor gelassen, die ist ein Abfallprodukt der Astronomie.

Im Lauf der Jahre nach 1975 wurden Toleranzgrenzen der meist nicht studierten Besserwisser völlig unnötig immer enger gezogen. In der Elektronik sieht man das recht gut an den verschiedenen Bauteilen, noch vor 50 Jahren waren fast ausschließlich die Toleranzgruppen 20, 10 und 5% entsprechend der Reihen E6, E12, E24 üblich. Damit wurden und werden 99,99% aller Geräte gebaut und keines ist deswegen krank. Fehler werden eher durch schlechte Lote oder menschliche Unzulänglichkeit verursacht.
Welches aktuelle Gerät wurde durch die "Verbesserung" wirklich besser?

Ja, auch vor 100 Jahren waren bereits Widerstände und Kondensatoren mit 1% und besserer Genauigkeit auf dem Markt. Diese Bauteile erfüllen zum großen Teil noch heute die ehemals angegebene Spezifikation. Aber wer hat die wirklich gebraucht?

Heute kauft der Bauer ein vierdreiviertelstelliges Digitalmultimeter in der Genossenschaft und seine Arbeiter streiten sich fortan um Millivolt-Unterschiede irgendwelcher nicht balancierter Akkuzellen im Kinderspielzeug. Daß das Schätzeisen im Spannungsbereich bloß 0,1% Genauigkeit hat, in allen anderen Bereichen eher 1% und schlechter, wird verdrängt. Thermospannung - was ist das?

Kondensatoren sind trotz IEC 60063 noch heute fast ausschließlich in E6, selten E12 gestaffelt erhältlich, bei manchen Typen gibt man sogar zu daß die tatsächliche Kapazität in Abhängigkeit von Zeit und anliegender Spannung dramatisch geringer ist als der angegebene Wert. Auch die Messung führt dank systematischer Unzulänglichkeiten wie Hysterese, Polarisation des Dielektrikums und anderen Kleinigkeiten mit unterschiedlichen Geräten zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Induktivitäten gibts auch nur in E6 und E12, genauere Werte sind immer abgleichbar. Deren Zicken sind noch dramatischer, bloß Alterung hat die Natur hier nicht vorgesehen (vielleicht wird die auch von anderen Effekten nur vertuscht). Warum wird das Thema in der Schule so Stiefmütterlich behandelt? Ist es etwa zu Umfangreich?
Ist die Genauigkeit wirklich überall nötig?
Benutzeravatar
Hightech
Beiträge: 11306
Registriert: So 11. Aug 2013, 18:37

Re: Nostalgie

Beitrag von Hightech »

Bastelbruder hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 10:37 Welches aktuelle Gerät wurde durch die "Verbesserung" wirklich besser?
GPS, die gesamte Microelektronik, usw.
Es wird mittlerweile in dermaßen kleinen Maßstäben gerechnet und gefertigt, da müsste man schon einen 100m Rechenschieber haben.
Die Uhren sind zum Beispiel so genau geworden, das mittels Weg-Zeit-Messung eine "GPS" Höhenmessung im SUB-Millimeter Bereich möglich ist.
Von Femtosekunden-Laserpulsen fange ich gar nicht erst an.
Das sind echt sehr viele Nachkommastellen.

Ja, vor 50 Jahren ist man auf der Erde mit 3 Nachkommastellen über all in gekommen, aber alleine in der Astronomie wird es da echt unübersichtlich.
Wenn man 10 Jahre mit einer Sonde fliegt und dann auch noch trifft. Das ist schon echt mal präzise. Das können wir noch nicht so lange.

Die gesamte moderne Technik kann man ganz sicher nicht mehr mit E12er Reihen bauen.
Benutzeravatar
Bastelbruder
Beiträge: 11481
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 18:28

Re: Nostalgie

Beitrag von Bastelbruder »

Nochmal zur Erinnerung: Astronomie, Uhrzeit (auch Funkfrequenzen) und Komma99-Erbsenzähler habe ich vom Thema ausdrücklich ausgenommen.

edit:
Es geht aber nicht nur um historische Röhrenradios, sondern auch um Gas-Wasser-Scheiße, Heizungs- und Solartechnik, Personenschutzdummheitsakzeptanz,
Optimierung der Statik von Discounter-Dächern für den Brandschadensfall.

Durch die Natur vorgegebene Grenzen werden mit immer besserer(?)/feinerer Technik immer weiter ausgereizt und führen zu immer geringerer Fehlertoleranz. Eine Senderöhre konnte man kurzzeitig überlasten, anders wären die Kilowatt-Amateurendstufen nicht entstanden. Auch der 2N3055 war zu Beginn etwas besser als das Datenblatt versprochen hat. Später gefertigte Bauteile hatten auf Grund "verbesserter Fertigungstechnik" diese Robustheit nicht mehr und wurden zu Unrecht als Fakes verdächtigt. Bei modernen Halbleitern scheinen die Grenzen inzwischen außerhalb des Landes zu liegen, vielleicht ist auch bloß mein Meßgerät zu ungenau ...

edit2 typos
Zuletzt geändert von Bastelbruder am Sa 1. Okt 2022, 12:50, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
Toddybaer
Beiträge: 4704
Registriert: Sa 11. Jun 2016, 13:48
Wohnort: Hemmoor

Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

Naja, Genauigkeit.
Für den Maurer reicht es heute ja auch nicht mehr, das er auf dem Grundstück bleibt. Da müssen Mindestanstände zu Grenzen eingehalten werden. Und wäre ja auch schön wenn die Türen von der Stange in die entsprechenden Löcher passen.
Die Türen hat man früher nämlich auch nach den Löchern die da waren gebaut.

Was früher definitiv anders war. Die Zeit. Während früher Baustellen ganze Jahre brauchten um zu Häusern heran zu wachsen, brauchst heute teilweise nur 3 Monate vom 1. Spartenstich bis zum Einzug.
Ob das alles besser ist. Zumindest schafft eine überdachte Baustelle gleichbleibende Vorraussetzungen und ist nicht so Wetterabhängig.

Früher hatte man mehr Zeit, irgendwie. Zumindest kommt es mir so vor.
Auch wenn ich wieder bei den Eltern bin, irgendwie gehen da die Uhren anders. Man hat einfach mehr Zeit. Dann kommt der Nachbar rüber, erzählt was, trinkt ein Bier und schon ist der Nachmittag wieder rum. Beim Lohnunternehmer paar Häuser weiter hat keiner Zeit. Alles muss immer schneller gehen, die Maschinen werden immer größer. 14m Mähwerk Trecker unter 100PS gibs nur noch für Hilfsarbeiten.
Früher ging irgendwie alles langsamer, jeder hatte mehr Zeit. Nur Mutter, die hat nicht mehr viel Zeit.
Benutzeravatar
Hightech
Beiträge: 11306
Registriert: So 11. Aug 2013, 18:37

Re: Nostalgie

Beitrag von Hightech »

Nun, wenn man es so baut das es funktioniert, das ist Prima.
Allerdings ist es aber auch so, das durch die hohen Toleranzen viel (Einspar)Potential verschenkt wird.
Der gute alte Verbrennermotor: wenn da nicht alle Teile extrem präzise und mit sehr kleinen Toleranzen gefertigt würden, wären die heutigen Motoren und das ganze andere Geraffel gar nicht möglich.
Die ganzen Wechselrichter, Inverter, Hocheffizienznetzteile, das kann man nicht mit der E12 Reihe bauen.
Man merkt das Heute einfach deshalb nicht, weil das aller meiste Kroppzeugs an Widerständen und Kondensatoren in den ICs ist und dort genau nach Bedarf extrem präzise gefertigt ist.
Der Zeug außen rum ist ja nur die Spitze des Eisberg.
Gary
Beiträge: 4851
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 01:02

Re: Nostalgie

Beitrag von Gary »

Früher ist man einfach älter geworden..

Heute streubt man sich, verdrängt es, will es nicht war haben. Aber es lässt sich nicht aufhalten, eines Tages wacht man als alter Sack auf.
Benutzeravatar
Bastelbruder
Beiträge: 11481
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 18:28

Re: Nostalgie

Beitrag von Bastelbruder »

Hightech hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 11:39Die ganzen Wechselrichter, Inverter, Hocheffizienznetzteile, das kann man nicht mit der E12 Reihe bauen.
Man merkt das Heute einfach deshalb nicht, weil das aller meiste Kroppzeugs an Widerständen und Kondensatoren in den ICs ist und dort genau nach Bedarf extrem präzise gefertigt ist.
Der Zeug außen rum ist ja nur die Spitze des Eisberg.
Die elementaren Bauteile: Speicherdrosseln, Kondensatoren und auch die Schalttransistoren haben Toleranzen in der Größenordnung entsprechend E12, oft mehr zu E6 tendierend. Nur durch peinlich genaue und immer reaktionsschnellere Regelung einiger Kriterien mit speziell dafür konstruierten Bauelementen sind manche Traumwerte zu begründen. Auch früher gab es ein paar kritische Ecken, da hat man eben Potenziometer eingebaut und abgeglichen.

Aber es gibt zu meiner Freude heute immer noch Rätsel die mit gesunden Menschenverstand und 20%-Bauteilen gelöst werden können. Davon sind auch mit Schlips und Händi konstruierte, Fehler- und Alterungs-intolerante Hocheffizienzdinge betroffen.
berferd
Beiträge: 1327
Registriert: Mi 3. Apr 2019, 23:45

Re: Nostalgie

Beitrag von berferd »

Hightech hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 11:39 Allerdings ist es aber auch so, das durch die hohen Toleranzen viel (Einspar)Potential verschenkt wird.
Man könnte das auch umformulieren als: "auf Kante genäht". Der Plastikkram aus dem Discounter setzt das optimal um, dort wird das Einsparpotential maximal ausgereizt. Faszinierend ist das natürlich, wie man da ingenieursmäßig optimieren kann. Reizt mich aber ansonsten überhaupt nicht, insbesondere wenn es an die Mechanik geht.

Ich wage allerdings zu behaupten, mit der Digitaltechnik wurden die nötigen Toleranzen sogar entspannter. Schon mal einen Audio-Filter analog aufgebaut? Kainka hat in seinem Blog ab und zu verschiedene Analog-Retro-Basteleien. Da muss man dann schon teils Folienkondensatoren ausmessen und selektieren. Oder einen ZF-Filter mit Quarzen? Auch da muss man ausmessen und selektieren. Die DSP- oder uC-Lösung braucht dagegen (vom Standard-Halbleiter-IC abgesehen) keine präzisen Bauelemente, von der Quarz- und der IC-Fertigung mal abgesehen - in der aber die Mehrheit der Bevölkerung nicht arbeitet. Es ging ja gerade um den gesamt-gesellschaftlichen Digital-Präzisions-Fetisch.

Auch ich war als Kind im Elektroladen und war besorgt, als es das 50k-Poti nicht gab, nur 48k, und ob das denn auch ginge. Der Inhaber hat nur gelacht und konnte mich beruhigen: bei Toleranzen von bestenfalls 10 bis 20% muss man sich da keine Gedanken machen.
Benutzeravatar
Smily
Beiträge: 2392
Registriert: Di 13. Aug 2013, 04:02
Wohnort: Coburg
Kontaktdaten:

Re: Nostalgie

Beitrag von Smily »

https://youtu.be/-8yF9zqlpR4

Natürlich war früher nicht alles besser, aber oftmals robuster.
Wenn ich mir allein meine Standheizungen anschaue.

Der Chinakracher mit Sandgehirn und steuerungsbus heult schon rum wenn in der leitung ein luftbläschen ist, oder das Boardnetz einen zu hohen Peak hat.

Dagegen ist die olle Eberspächer BN2 (alias Fliegerbombe) bei mir in der Bastelbude komplett unempfindlich.
Die gesammte Steuerung beschränkt sich auf nen flammwächter in form eines Thermofühlers der über Relais Klappertechnik die Glühkerze und den nachlauf zum kühlen steuert.

Beide Geräte stehen einander nichts nach.
Verrichten identische Arbeit bei nahezu gleichem wirkungsgrad.
Benutzeravatar
Toddybaer
Beiträge: 4704
Registriert: Sa 11. Jun 2016, 13:48
Wohnort: Hemmoor

Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

Ich hab hier aktuell den direkten Vergleich.
Einkochautomat, aus ? 1985 oder so, gibs so noch immer.
Man kann den soweit zerlegen, das man das Heizelement tauschen kann. Scheint ein Standartteil zu sein. Dafür ist die mechanisch nicht sooo gut befestigt. Und das Ding neigt zum Brummen. Auch der Thermostat scheint ein Standartteil zu sein. Eine kleine Kontrolllampe zeigt an, ob die Heizung gerade bestromt ist. Noch ein Überhitzungsschutz, mehr ist da nicht drin.
Der Sockel ist komplett aus Kunststoff und die Befestigungen eher Trompetenblech.
Anschlusskabel ist ein H05VVF oder so.

Einkochautomat aus 1950 oder älter. Gefühlt doppelt so schwer. Email scheint auch dicker zu sein. Kann man auch gut zerlegen. Die Heizung scheint aber mit einer Art Zement am Topfboden eingegossen. Die kann man wohl nicht tauschen. Funktionsweise wie bei den modernen auch. Glimmlampe (mit Kurzschluss) Thermostat, allerdings gibs diese Bauform nicht mehr. Gummikabel, mittlerweile weich und glibschig.
Der Thermostat war auch mit was Zementartigem am Boden dran. ich vermute asbesthaltig.
Die ganzen inneren Blechteile sind auch massiver, dafür aber fast alle auch mittlerweile braun.

Halten werden die vermutlich beide ähnlich lang. Ist ja kaum was das kaputt gehen kann. Man muss auch mal den Preis im Auge haben. Währen der aktuelle für nicht einmal 10 Arbeitsstunden neu zu haben ist, wird der alte zu seiner Zeit sicher das doppelte wert gewesen sein.
Benutzeravatar
Julez
Beiträge: 3511
Registriert: Di 5. Apr 2016, 15:38
Wohnort: Münster

Re: Nostalgie

Beitrag von Julez »

Vorsicht Fehlschlussgefahr:
https://de.wikipedia.org/wiki/Survivorship_Bias

Weil aus vergangenen Zeiten nur hochwertiges Material überlebt hat, während schrottiges schon längst entsorgt wurde, mag man zu dem Fehlschluss kommen, früher wäre alles solider gewesen. :!:
Benutzeravatar
Bastelbruder
Beiträge: 11481
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 18:28

Re: Nostalgie

Beitrag von Bastelbruder »

Das Flugzeugbeispiel erinnert irgendwie an Klopapier. Das reißt oft nicht dort wo die Perforation ist.

Daß natürlich nicht der allerletzte Schrott der Vergangenheit überlebt hat, dürfte einleuchten.
Aber daß manches was überlebt hat, aktuelle Hochtechnologieprodukte überlebt, sollte schon zu Denken geben.
Gary
Beiträge: 4851
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 01:02

Re: Nostalgie

Beitrag von Gary »

Früher ist so schön flexibel, es beginnt bei Pyramiden oder Jesus Sandalen und endet erst Vorvorgestern. So ist für jeden was dabei.
Gernstel
Beiträge: 1296
Registriert: So 11. Aug 2013, 15:36

Re: Nostalgie

Beitrag von Gernstel »

Früher ist so schön flexibel, es beginnt bei Pyramiden oder Jesus Sandalen und endet erst Vorvorgestern. So ist für jeden was dabei.

Früher...

...war selbst die Vergangenheit besser! :mrgreen:
Benutzeravatar
Toddybaer
Beiträge: 4704
Registriert: Sa 11. Jun 2016, 13:48
Wohnort: Hemmoor

Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

Früher war alles besser. Sogar die Zukunft.
Gleich erzähl ich noch einen Schwank aus meiner Kindheit
Benutzeravatar
Toddybaer
Beiträge: 4704
Registriert: Sa 11. Jun 2016, 13:48
Wohnort: Hemmoor

Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

Früher, eine meiner ältesten Kindheitserinnerungen....
Muss so 1984 rum gewesen sein.
Jetzt so um diese Zeit. Vadder wollte die Bienen auffüttern.
Dafür wurde im ALDI in der nächsten größeren Stadt der Zucker gekauft. 10x1kg in braunem Papier eingeschlagen. Direkt von der Palette.
Auch der andere Wocheneninkauf wurde dort erledigt. Zum Schluss vom Einkauf gab es dann ein Eis.

In der Küche wurde das Wasser in ein oder zwei Flötenkesseln auf dem Feuerherd heißgemacht. Der Zucker kam in brüll orage, ja wie heißt das ? Milchpott, Rührschüssel mit ausgießer?
Dann das heiße Wasser dazu und der kleine Toddy hat mit dem Holzlöffel umgerührt. bis alles aufgelöst war.

Ich weis nicht mehr genau, wie die Suppe in das Bienenhaus kam. Von hinten kam man da an die gelben Holzkisten. Dort wurden von unten flache VA Schalen (Irgendwas selbstgebautes) unter die Waaben geschoben. Vielleicht 1 oder 2 cm tief. Darin schwamm dann immer Rüsch/Binsen, damit die Bienen nicht ertrinken.

86 bekam ich dann ein schwesterchen. Die Wurde dann mit einer Baby-Tasche abgehohlt. Die wurde dann hinten Quer auf den Sitz gelegt. Ich glaug Granada haben wir da gefahren. Nix mit Kindersitz oder Babyschale. Ich glaub der hatte hinten nichmal Gurte, kann das Sein?
KalleGrabowski
Beiträge: 361
Registriert: Di 13. Aug 2013, 20:34

Re: Nostalgie

Beitrag von KalleGrabowski »

Abteilung: Alle Autos stinken!!

Gelegentlich sieht man noch ganz vereinzelt die Fahrzeuge, mit denen man aufgewachsen ist. Der omnipräsente Golf kam erstmalig mit meinem Führerschein in die Familie, und es war auch der erste PKW mit Einspritzung, und zwar Diesel.
Meist waren es Opel, Kadett, Ascona, Record und 4 Daimler der Baureihen W115, W123, S123 und W124, und Opas Käfer, der sich zwischen die ganzen Rekord (von P2 bis E1 alle Modellreihen dabei) drängelte.

Wenn dann an der Tanke mal so ein Rekord E1 steht, und man hört das altbekannte Anlassgeräusch des 2 Liter Vergasermotors, oft mal vor die gern bestellte Dreigangautomatik geschnallt, und riecht das Abgas, welches den Motor zwar schallgedämmt, aber nicht abgasbehandelt verlässt, dann kommt einem schlagartig alles bekannt vor, und wohltuenede Nostalgie macht sich breit.

In stillen Stunden wird einem gewahr, daß damals alle Autos so rochen! Manche sogar etwas intensiver, weil die fette Vergasereinstellung oft stabiler lief. Viele Fahrzeuge mit Choke waren noch im täglichen Einsatz, und bei Schnee war es ein ganz alltägliches Bild, daß vor und hinter Parklücken der Schnee schwarze Flecken hatte, denn hier pöpelte der Auspuff so lange hin, bis die Scheiben einigermaßen freigekratzt waren.
Sprit war grundsätzlich verbleit, und ich erinnere mich an das Wehklagen in der Bildzeitung Anfang bis Mitte der 80er, diese modernen Katalysatoren, gehen schnell kaputt, und wie soll das gehen? An jeder Tankstelle eine neue Zapfsäule für Bleifrei? Das kriegt man doch in 20 Jahren nicht umgestellt!!

In jeder Garage roch es nach Sprit, wenn man das Tor aufmachte. Na klar, da waren ja auch zig Liter Sprit drin, in der Karre mit dem belüfteten Tank, ganz ohne diese Aktivkohlefilter. Meist stand auch noch ein gefüllter Reservekanister rum, oder war im Kofferraum, der erfahrene Kraftfahrer ist vorbereitet. Daher roch es auch im Fahrzeug nicht nur nach kaltem Rauch, sondern ein wenig bis sehr intensiv nach Benzin, je nach dem, ob der Kanister an Bord war oder nicht.

Fast alle PKW rochen drinnen nach Sprit und draußen nach Auspuff, außer die Diesel. Die rochen innen nach Diesel und außen nach Dieselauspuff, und die Abgase waren eigentlich immer sichtbar. Bei Vorkammer PKW leicht getönt im Stand, bei Direkteinspritzer LKW gerne auch mal kräftig graublau. Beim Gasgeben sah man schon, wenn das Fahrzeug mal wieder einen Service nötig hatte, dann kam die Wolke, für die man heute schon manipulieren muß.
Für die Jüngeren: Jeder Benziner roch wie ein Rasenmäher! Jeder Diesel wie ein älterer Trecker. Wobei ich am Geruch alte Vorkammer und Direkteinspritzer unterscheiden kann, letzterer riecht schärfer.

In Tiefgaragen roch es folglich immer stark nach Benzin und Auspuffgasen...
Ich habe diesen Geruch geliebt, zumindest in kleinen Dosen. Im Übermaß wie auf Ebene 2 der Tiefgarage kriege uch noch heute allerdings virtuelle Kopfschmerzen.

Hier im Ruhrgebiet waren noch viele Zechen und Kokereien aktiv...und Brauereien.
Eine Hauptstraße in der Nähe meiner Kinderstube war damals noch mit Kopfsteinpflaster gepflastert. Direkt an der Werksmauer der Zeche mit Kokerei vorbei. Ich als Kind abends auf der Rückbank im orangen Kadett B, die Luft geschwängert von Reval ohne Filter, der leichte Benzingeruch, dazwischen der starke Kokereigeruch nach faulen Eiern oder irgendwelchen Kohleverschwelungsgasen, und von unten das brrrrrmmmbrrrrr-pockpock-brrrr des Kopfsteinpflasters. Von links hinter der Backsteinmauer oranges Licht, manchmal weiß, und immer so ein typisches, leises Heulen im Hintergrund, wie Industrieanlagen das halt so machen...

Im hart auf 99.2 MHz kalibrierten Autoradio lief "Tornero", damals noch von "I Santo California", das war nicht so ätzend wie die jetzige Discofox-Adaption. Da wird auch mal was anderes gelaufen sein, aber das hat sich festgefressen... Obwohl es knapp vor meiner Geburt herauskam.

Später dann der erste Smogalarm, Stufe III, mit ein paar Tagen Schulfrei. Dann machten die Zechen zu, das Kraftwerk wurde entschwefelt, der Schornstein aufgestockt, das Kraftwerk abgerissen, das Benzin entbleit, und das rauchende Elternteil am Steuer mit den Kindern hinten drin gibt es zum Glück auch nur noch in ganz exquisiten Kreisen.

Zechen und Kokereien sind weg oder Museen. Lange nicht mehr diesen giftigen Geruch wie schlechte Grillbriketts in der Nase gehabt. Hat viele Arbeitsplätze gekostet. Wie damals bei Kutschenbauern und Hufschmieden. Vieles sind jetzt andere Arbeitsplätze, nicht alle.

Und noch heute wird oft geklagt, daß immer noch nicht alles perfekt ist, aber vielleicht sollte man sich auch mal vor Augen zu führen, was sich schon getan hat.
Immer nur das Negative sehen ist ja auch nix.
Benutzeravatar
StrippenLümmel
Beiträge: 706
Registriert: Mo 16. Mai 2016, 15:46
Wohnort: Heiligenberg

Re: Nostalgie

Beitrag von StrippenLümmel »

Sprechet wahre Worte...
Sprechet weiter...

Oppa! Bei Oppa und Omma auf dem Lande. Man fährt einkaufen, Stielecht mit dem Trecker (gut, würde Oppa heute noch so machen, doch der trümmer hatte das zeitliche gesegnet und ist in gänze im nu zu rost zerfallen). Dann Grillen. Was benötigte man damals zum Grillen: Klahr Grill (wer Jehmals versucht hat auf dem Rasen zugrillen ohne unterwerk wird sich der fragenden Worte der nachbarschaft ausgesetzt zu sehen wisen), dann Fleisch, jede menge Fleisch, unbootmäßige Gebinde von toten Protein. Salate? Ja, aber nur als deko. Kohle? War zu teuer, ging ja alles schon fürs Fleisch drauf! Also axt geschnapt und flux was aus dem Nahen wäldchen disloziert. Natürlich gab es Bier! Einbecker Pils (vormedabeles Pils).
Nun wie macht ein Oppa ein gestandenes Grillfeuer? So: Holz stapeln in der Grillschale, übergießen mit mindestens 1l selbstgebranntem (vorlauf!), das ganze wird fachgerecht entzunden mit der Kippe, wie auch sonst, verbrennt man sich doch die Gräten, wenn mann näher als drei meter dran is bei die Grillschale. dann werden errstmal 3-6 flaschen bier genuckelt. Sollte bis dahin keine grillbare glut zustande gekommen sein wird, unter protestrufen der gattin (Omma) nicht achtend, der haartrockner in stellung gebracht. Dieser art angeregt, erhitzt das Feuer sein Brenngefäß auf fast Weißglut, also erreichen der Currie Temperatur und drüber! Nun werden zufrieden die Schweine überreste auf einem Rost drapiert und mittels schwenken und drehen kurz vor brikett farbe gegahrt. Dabei wird geraucht. Zigarre. Und bier getrunken! Viel Bier. Hatte nun mein oppa oder ein anderes Aduultes Tier vergessen mich zu beobachten, so passierte es, nicht nur einmal, dass ich mir aus opas jagdtasche einen der schönen roten rörchen angelte, welches im rechten moment in der feuerschale platz fand, wärend des essens dann unter infernalem Lärm die heitere runde harsch zusammenzucken ließ. Vogelschreck! Ich war noch klein und fand das lustig. Oppa war groß fand das nach kurzem schreck aber auch lustig, deswegen fand ich Oppa immer schon lustig. Der rest fand es meist nicht so... Spaßbremsen. Schöne Zeit.
Benutzeravatar
Finger
Administrator
Beiträge: 7392
Registriert: Di 12. Jun 2012, 20:16
Kontaktdaten:

Re: Nostalgie

Beitrag von Finger »

Opa. Fehlfarben Handelsgold im grünen Ford Escort. Hinten drin Enkel ohne Gurt aber mit infernalischem Gestank. Im Wohnzimmer lag das silberne, abgeschabte Zigarrenetui. Und im Spielzeugladen gab es Zigarettenknaller. Kleine Pappdreiecke, welche im Tabak versteckt, kurz nach dem Entzünden des braunblättrigen Lötkolbens per Streichholz, einen kleinen scharfen Knall hören liessen. Wenn man nur ein Dreieck zur Anwendung brachte. Der Inhalt einer Packung erinnert im Ergebnis entfernt an Popey mit Schwarzpulver in der Pfeife. Opa konnte sehr laut werden.

Von Heizungskeller kam man in die Garage. Der Ort des Benzins und der Lösungsmittel. Im Regal links braune Glasflaschen mit vergilbtem Etikett und Flüssigkeiten unbekannter Herkunft und Anwendung. Die Regalböden fleckig, vorne eine angefaulte Pappdose Ameisengift. Alles in diesem Regal war irgendwie giftig, aber auch nicht so schlimm. Darunter eine Werkbank. Dunkles, früher helles Holz, Schraubenschlüssel, Motorenteile, eine Kettensäge ohne Kette. Man musste durch den Raum hindurchgehen um zum Lichtschalter zu kommen. Das keichte Unbehagen weicht dem Licht einer brummenden Leuchtstoffröhre. Hab ich schon erzählt, wo Opa arbeitete? Auf dem Boden liegt in der Mitte ein Teppich. Weich und schmutzig. Daneben steht ein Fahrrad mit Schrauben, welche aus dem Vordermantel ragen und mit Muttern gesichert sind. Lederlappen quellen aus der Felge. Draussen liegt Schnee. Die Schrauben waren als Spikes gedacht, die Lederlappen als Schutz für den Schlauch, wie ein Ritter ein Lederwams unter der Rüstung trägt. Opa bastelt gerne.

Meine Mama wird sehr viel später sagen "Hier liegen deine elektrischen Gene". Wie recht sie hatte. Damals war ich gerne hier. Ich sehe sogar aus wie Opa.
Nello
Beiträge: 2464
Registriert: Mo 2. Sep 2013, 23:44
Wohnort: Das westliche Ende des Sofas

Re: Nostalgie

Beitrag von Nello »

Hatte der auch so einen schicken Glashelm? :D

Ihr macht mich fertig. Das ist alles sehr intensiv. Wahrscheinlich ist meine Kreditkarte nichts mehr wert: Für Zeitreisende nur gegen Bar ...
Benutzeravatar
Chemnitzsurfer
Beiträge: 7811
Registriert: So 11. Aug 2013, 14:10
Wohnort: Chemnitz (OT Hutholz)
Kontaktdaten:

Re: Nostalgie

Beitrag von Chemnitzsurfer »

War das der Opa Finger mit dem Quecksilber?
Benutzeravatar
Hightech
Beiträge: 11306
Registriert: So 11. Aug 2013, 18:37

Re: Nostalgie

Beitrag von Hightech »

Eine Ahnengalerie wäre ja wohl das Mindeste!
Igor Finger der Erste
……
Christian Finger der Dritte
Benutzeravatar
StrippenLümmel
Beiträge: 706
Registriert: Mo 16. Mai 2016, 15:46
Wohnort: Heiligenberg

Re: Nostalgie

Beitrag von StrippenLümmel »

Den Zigarettenschreck gibbet heute noch:

http://www.faschingsprinz.eu/assets/s2d ... etten.html

Aber obacht! Es sind Fälschungen aus fern ost unterwegs! Die kommen daher auf Plastik aufgetragenes watweißich azid... Macht auch puff aber halt Plastik, ich ...Da bin ich echt baff
Benutzeravatar
Finger
Administrator
Beiträge: 7392
Registriert: Di 12. Jun 2012, 20:16
Kontaktdaten:

Re: Nostalgie

Beitrag von Finger »

Chemnitzsurfer hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 05:07 War das der Opa Finger mit dem Quecksilber?
Quecksilber? Hab ich da was vergessen? Die Geschichten bisher sind von meinem Opa väterlicherseits. Es gibt ein altes Foto, wo er auf einem Motorrad sitzt. Mein Sohn hat mich gefragt, ob ich das bin :mrgreen:
Manchmal sehe ich ihn morgens im Spiegel, wenn ich gestreifte Hemden trage. Er war Elektriker und Amateurfunker. Wollt ihr mehr lesen?
Nello
Beiträge: 2464
Registriert: Mo 2. Sep 2013, 23:44
Wohnort: Das westliche Ende des Sofas

Re: Nostalgie

Beitrag von Nello »

Finger hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 07:32 Wollt ihr mehr lesen?
Ja klar: Echt? Du trägst gestreifte Hemden?

:mrgreen: Nee, war 'n Scherz. So was machst Du ja nicht. Nicht Du. Gestreift, ts.

Und jetzt Opa. Amateurfunker?
Mario20v
Beiträge: 227
Registriert: So 22. Mai 2016, 17:12
Wohnort: Südhessen

Re: Nostalgie

Beitrag von Mario20v »

Finger hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 07:32 Er war Elektriker und Amateurfunker. Wollt ihr mehr lesen?
*Ohren ganz weit auf mach *
:ugeek:
Benutzeravatar
Chemnitzsurfer
Beiträge: 7811
Registriert: So 11. Aug 2013, 14:10
Wohnort: Chemnitz (OT Hutholz)
Kontaktdaten:

Re: Nostalgie

Beitrag von Chemnitzsurfer »

Finger hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 07:32
Chemnitzsurfer hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 05:07 War das der Opa Finger mit dem Quecksilber?
Quecksilber? Hab ich da was vergessen? Die Geschichten bisher sind von meinem Opa väterlicherseits. Es gibt ein altes Foto, wo er auf einem Motorrad sitzt. Mein Sohn hat mich gefragt, ob ich das bin :mrgreen:
Manchmal sehe ich ihn morgens im Spiegel, wenn ich gestreifte Hemden trage. Er war Elektriker und Amateurfunker. Wollt ihr mehr lesen?
Stitch meinte mal auf irgendeinem Fingertreffen in Zetel das er sein Aufgedreht sein dank Quecksilber von seinem Opa geerbt hat und du meintest lachend daneben stehend, lass doch Opa Finger aus dem Spiel :lol:
(so oder so ähnlich)
Benutzeravatar
Finger
Administrator
Beiträge: 7392
Registriert: Di 12. Jun 2012, 20:16
Kontaktdaten:

Re: Nostalgie

Beitrag von Finger »

Opa liebte das Funken. Hinterm Haus steht ein Holzmast, darauf eine lange Antenne. Ich wusste nie so genau, was er da eigentlich machte. Kisten mit vielen runden Knöpfen und Anzeigen. Rauschen. Schwer zu verstehende Stimmen, immer musste irgendein Regler verstellt werden, ohne das die Stimme besser wurde. Die Stimme war immer ein Freund, es wurde immer wie mit Freunden gesprochen. Später kam CB, auch in den grünen Escort. Hinten Aschenbecher, die halbkreisförmig herausschwenkten. Darin das, was ich hineingestopft hatte. Aus diesen Aschenbechern verschwand nie etwas. Vorne Opa mit einem kleinen schwarzen Kästchen mit Spiralkabel in der Hand. Das Auto steht, meistens vor dem Haus. Opa funkt eigentlich nie während der Fahrt.
Die Nachbarn haben einen kleinen Hund. Winzig, aber agressiv. Opa ärgert ihn gerne. Der Kleine bellt den grünen Escort an, Opa fährt vor ihm hin und her und lacht. Vor lauter Wut beißt der Kleine in den Vorderreifen während Opa rückwärts fährt. Er läuft weg und man hört wieder die rauschenden Stimmen vorne im Auto. Irgendwann war Opa tot. Ich bin erwachsen und finde in der Garage auf der Werkbank einen alten Kopfhörer. Schwarzes Leder, geflochtene Schnur, Ohrmuscheln aus Bakelit. Ich nehme ihn an mich, er soll mein Andenken sein. Auf der Trauerfeier wird von Freddy Hinkel erzählt. Freddy Hinkel war Opas imaginärer Freund. Harvey, das unsichtbare Kaninchen. Wir haben ihn nie kennengelernt, aber er war immer präsent. Harvey brachte Schaltungsindeen mit. Handgemalte Schaltpläne mit tollen Ideen. Die bekam ich manchmal, wenn Opa damit nichts anfangen konnte. Ich wusste nicht, was es macht. Manchmal wurde mir gesagt, das sei ein Empfänger. Ich wollte auch empfangen. Empfangen habe ich mit den Schaltungen nie etwas. Noch nicht einmal rauschen.
Opa sieht mich löten und schenkt mir Werkzeug aus dem Escort. Meie ersten eigenen Schraubenzieher. Wo sind die eigentlich hin? ich weiß es nicht.
In der Familie wird oft erzählt, das Opa alles zweimal macht. Er spricht nicht darüber. Aber er macht wirklich alles zweimal. Opa pfuscht gerne. Die Fliesen im Flur sind alle lose. Der alte Teppich liegt wohl noch in Teilen darunter. Im Schlafzimmer steht Wasser, der Heizkörper ist neu. Ob es Freddy noch gibt?
Benutzeravatar
Finger
Administrator
Beiträge: 7392
Registriert: Di 12. Jun 2012, 20:16
Kontaktdaten:

Re: Nostalgie

Beitrag von Finger »

Das mit dem Quecksilber weiß ich jetzt nicht mehr, aber der selbe Opa ist gemeint. Stitch hat sehr an ihm gehangen, noch mehr als ich. Er war näher dran und auch öfter da als ich :-)
Chemnitzsurfer hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 08:58
Finger hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 07:32
Chemnitzsurfer hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 05:07 War das der Opa Finger mit dem Quecksilber?
Quecksilber? Hab ich da was vergessen? Die Geschichten bisher sind von meinem Opa väterlicherseits. Es gibt ein altes Foto, wo er auf einem Motorrad sitzt. Mein Sohn hat mich gefragt, ob ich das bin :mrgreen:
Manchmal sehe ich ihn morgens im Spiegel, wenn ich gestreifte Hemden trage. Er war Elektriker und Amateurfunker. Wollt ihr mehr lesen?
Stitch meinte mal auf irgendeinem Fingertreffen in Zetel das er sein Aufgedreht sein dank Quecksilber von seinem Opa geerbt hat und du meintest lachend daneben stehend, lass doch Opa Finger aus dem Spiel :lol:
(so oder so ähnlich)
Mario20v
Beiträge: 227
Registriert: So 22. Mai 2016, 17:12
Wohnort: Südhessen

Re: Nostalgie

Beitrag von Mario20v »

Hi,

Mein Opa hatte es mit Briefmarken,
wenn er neu bekam wurden vom Dachboden, Keller und Wohnzimmerschrank die Alben rausgekruscht,
(Format: dicker Leitzordner kurz vor detonation.)
Da wurde sogar der Wohnzimmertisch ausgezogen damit alles im Blick war.
Zu anfang mit Zigarre, Lupe und Pinzette,
später irgendwann wurde die Lupe größer mit Licht,
die Pinzette blieb, nur die Zigarre fiel weg.
Opa reagierte leicht angesäuert wenn Oma zum Essen rief.
Oma rannte irgendwo immer im Haus rum, mit Staubsauger oder anderen Reinigungsutensilien bewaffnet,
wenn sie damit durch war, hat sie Kuchen gebacken oder was anderes zu essen gebastelt,
(Man kann parallelen zum meinem Gewicht ziehen)
oder hat einen Neuen Bezug für diverse Nackenrollen gehäkelt.

Wenn beide damit durch waren, gabs irgendwas om Garten zu machen.
Kartoffeln, Tomaten, allesmögliche an Kräutern, Gurken
(Salat und die kleinen zum einlegen)
Feldsalat, Kohlrabi, Kopfsalat, Mirabellen, Pfirsich, Physalis.
Brombeeren hatte ich bereits erwähnt.

Opa ist auch öfter bei Ausgrabungen involviert gewesen, diverses Gestein (Einer davon mach Geigers Zähler nervös)
, Versteinerungen, Einschlüsse usw.hab ich noch.
Opas angewohnheit wenn er sich angestrengt oder ein spannender Film läuft, hing immer die Zunge am Mundwinkel :lol:
Und ja Perfektionisten waren beide.
Benutzeravatar
ProgBernie
Beiträge: 584
Registriert: Fr 16. Sep 2022, 21:59
Wohnort: Zwischen Hamburg und Haiti ^W Lübeck

Re: Nostalgie

Beitrag von ProgBernie »

Opageschichten... Man hat ja zwei, hier der mütterlicherseits:

Opa kommt aus Ostpreußen und war im Krieg. Und in russischer Kriegsgefangenschaft. Er hat nie darüber gesprochen und alles mit ins Grab genommen. Er war beim Zoll und dann pensioniert. Oma kommt aus Oldenburg und hatte eine dunkle Stimme. Sie hat sich immer Mockturtle (falsche Schildkrötensuppe) in Dosen liefern lassen. Und Pfefferminztaler hat sie gekauft. Ab und zu gab es mal einen, die waren immer im Wohnzimmerschrank.
Oma und Opa wohnten im gleichen Haus in der gleichen Etage gleich gegenüber. Da konnte ich immer hin. Im Wohnzimmer gab es eine beröhrte Musiktruhe mit einem Perpetuum Ebner und alten Schallplatten. Hauptsächlich 78er. Die durfte ich als Kind anhören. Auf der Musiktruhe stand ein Fernseher. In der Truhe lagen die Fernseherunterlagen mit Schaltplänen, Oszillogrammen und beispielhaften Bildfehlern. Die Bilder fand ich damals spooky mit den verbogenen Köpfen und so...
Neben dem Wohnzimmer gab es "die gute Stube". Die wurde nur zu Weihnachten und anderen Anlässen geöffnet. Außerdem stand da Opas Schreibtisch drin. Und so ein 50er-Jahre-Blumenständer mit einem Gummibaum. Zu Weihnachten gab es bei Opa immer Wunderkerzen am Baum. Später wurde Oma krank und war bettlägerig. Opa hat sie jahrelang gepflegt und auch gekocht. Das kannte ich damals gar nicht, daß Opas auch kochen und Wäsche waschen können.
Opa hatte viel Glück. Auf dem Weg zum Schrebergarten sind wir über den Jahrmarkt gelaufen. Und dann hat er eine Mark aus der Tasche genommen und ein paar Lose gekauft. Und oft etwas gewonnen. Da ich noch eine Schwester habe hat er gesagt: Mal sehen ob wir noch etwas ergattern können. Und oft klappte es. Kein Glück hatte Opa als Oma dann starb...
Wir sind dann in ein eigenes Haus gezogen. Und ich wurde auch irgendwie älter. Opa irgendwie nicht. Der ging immer noch regelmäßig zum Kegeln. Und besuchte uns mal am Wochenende. Irgendwann ist er dann leider auch gestorben.

Von Opa habe ich noch ein Bowle-Service aus Glas. Richtig schön alt und handgeschliffen. Das wird im Sommer regelmäßig benutzt.
Sir_Death
Beiträge: 3446
Registriert: Mo 11. Mai 2015, 22:36
Wohnort: südlich von Wien

Re: Nostalgie

Beitrag von Sir_Death »

Opa... der mit Vornamen genauso hieß wie ich heiße.

Das alte Haus lag in den Hang hinein gebaut. Unten wohnten die Urgroßeltern. Verschrobene alte Leute, die wir nicht stören durften. Oben Opa und Oma. Hinter dem Haus war Opas Werkstatt. Eine für die mechanischen Teile - Opa war Maschinenschlosser von Beruf, eine für Holzarbeiten - sein Hobby.
Wenn wir zu Besuch gekommen sind ist Opa immer mit dem Blaumann aus einer der Werkstätten gekommen um uns zu begrüßen. Ölig oder staubig vom Holz hat er gerochen. Beim betreten des Hauses hat es schon herrlich geduftet von Omas Kochkünsten. Zu den Feiertagen gab es immer Hirschbraten mit Serviettenknödel und dicker Soße. Herrlich. Omas Vorfahren kamen aus Böhmen und sie konnte richtig gut böhmisch kochen. Das Hirschfleisch hat Opa bekommen, weil er für die örtlichen Jäger und den Fleischer die Messer geschliffen hat. Keiner konnte so perfekt Messer schleifen.
Beim Betreten der Küche wurde der Duft nach Hirschbraten noch stärker. Der Boden unter den Füßen hat furchtbar geknarzt. Oma - mit Kleiderschürze - dreht sich vom Herd zu uns um und begrüßt uns mit einem riesen Lächeln im Gesicht. Niemand konnte so lachen wie Oma. Pünktlich um 12:00 wenn die Kuckucksuhr losging stellte Oma die Suppe auf den Tisch. Vor dem Hirschbraten gab es immer Rindsuppe mit Nudeln drinnen. Die Rindssuppe selbst aus dem Knochen ausgekocht. Ich habe die kleinen Fleischstücke die noch am Knochen waren und dann in der Suppe schwammen geliebt.
Nach dem Hirschbraten mit Serviettenknödel waren die Bäuche voll. Aber wir mussten unbedingt auf den Dachboden. Über eine steile, knarzende, teilweise wacklige Außentreppe ging es auf den Dachboden. Kalt war es dort oben im Winter. Heiß im Sommer. Unter einer Plastikplane war der Grund versteckt, warum wir auf den Dachboden wollten. Eine Modelleisenbahnanlage in H0. Die haben wir mit Opa gebaut und immer wieder ausgebaut. Jedes Weihnachten gab es neue Teile dazu.

Apropos Weihnachten. Das ganze Jahr hat Opa in der Holzwerkstatt Spielzeuge und Dekokrams hergestellt. Vor Weihnachten hat er das dann am örtlichen Adventmarkt verkauft. Wir haben ihm geholfen. Mit durchgefrorenen Fingern und Zehen sind wir in der Verkaufshütte gestanden.

Opa ist dann irgendwann eingeschlafen. Oma hat noch viele Jahre länger gelebt. Meine Tochter heißt wie meine Oma.
Benutzeravatar
Lötfahne
Beiträge: 2832
Registriert: Sa 9. Nov 2013, 10:43
Wohnort: KBS 669 bzw. 9401

Re: Nostalgie

Beitrag von Lötfahne »

Oppa mütterlicherseits hab ich nie kennengelernt, er mußte einen Monat nach der Geburt meiner Mom in Ostpreußen bleiben (+1943).
Der väterlicherseitige hatte das letzte "Maßschuhatelier" (nicht bloß "Schuhgeschäft")
Bild
in Heidelberg, unweit von meinem Elternhaus. Im vorderen Teil des Ladens, mit einer per Schleifkontakt betätigten Klingel für Laden und die dahinterliegende Werkstatt. Der vordere Teil des Ladens war gleichzeitig Schuhgeschäft und Lager, mit Schuhkartons bis unter die Decke und einer Leiter, die an den Regalen eingehängt werden konnte. Mittendrin stand ein Spiegel, ungefähr hüfthoch, auf Rollen, damit die werthe Laufkundschaft ihr neuerworbenes Geläuf (Entschuldigung, ich hab gerade gemalmsheimert :D ) betrachten konnte. Zur Straße war das Schaufenster, dort standen die Schuhe auf kleinen Plastikbleikristallsockeln. Mit handgeschriebenen Preisschildern. Das Schaufenster wurde mit einer Neonröhre erleuchtet, diese wurde mit einer hochmechanischen Schaltuhr von der Größe eines Schuhkartons gesteuert. Und der Geruch! Wie eben ein Schuhladen roch! Diese Mischung aus Karton, Leder, und zeitweilig freiliegenden Füßen. Eine "Kasse" hatte Oppa nie, im Ladenteil stand eine Verkaufsvitrine, auf dieser wiederum stand ein Pult mit Klappe. Im Inneren des Pultes eine Pappschachtel für Scheine, unten war das Schubfach für Kleingeld und... Stumpen! Zu dem Aroma im Laden kam nämlich auch noch der Geruch von Oppas STUMPEN dazu! Ganz aufgeraucht hat der die nie, bei der Ladenauflösung fanden sich unzählige Stumpenreste in besagter Schublade! Im hinteren Teil des Ladens, abgetrennt durch -natürlich- Regale mit Schuhschachteln, war Oppas "Büro". Ein massiver Schreibtisch, dessen wahre Größe sich in der Dunkelheit des Raumes verlor. Eine Sitzecke, bestehend aus einem Sessel und einem -natürlich- Nierentisch, auf dem immer entweder der "Stern", oder "Der Spiegel" lagen, natürlich vom Lesezirkel, und aufgrunddessen meist schon einige Wochen abgelaufen. Auf erwähntem Schreibtisch, neben Bergen von Papier, stand ein großer Holzkasten. Darin, und jetzt werden viele gleich aufjapsen, war sowas: https://de.wikipedia.org/wiki/Mignon_(Schreibmaschine) Damit hat Oppa seine Korrespondenz geschrieben. Bei der Ladenauflösung 1979 nach dem Tod meines Oppas wurde dieses Prachtstück leider fürn Appel und Ei an einen Antiquiteur verhökert, man wußte es ja noch nicht besser... Hinter dem "Büro", zwei Treppenstufen hoch, lag die Werkstatt. Die WERKSTATT! Rechts, gleich neben der eigentlich nie geschlossenen Tür, stand die große Ledernähmaschine. Links, gegenüber, das Regal mit den Schuhleisten, säuberlich beschriftet mit den Namen selbst damals schon längst verblichener Kunden. Daneben lagerten diverse hölzerne Formteile, deren genaue schuhmacherhandwerkspezifische Bezeichnung mir nie geläufig war. An der dem Ladenteil entgegengesetzten Wand stand die Schleif- und Poliermaschine. Auf einem gußeisernen Sockel war eine Querwelle montiert, mit diversen Schleif- und Polierscheiben. Eingeschaltet wurde diese Maschine mit einem Igorschalter, zeitgleich mit der dazugehörigen Absaugung. Es erhub sich infolgedessen ein Dröhnen, ein Heulen und Vibrieren, der Stoffsack, in den die Absaugung mündete, bluß sich auf, mir machte das als Kind immer ein wenig Angst. Inwieweit der Sack jemals geleert wurde...? Und natürlich, die Werkbank. Oder wie man das nennen sollte. Auf einem Podest, dessen Sockel nahtlos in die umliegenden Kartons, Lederreste etc. überging, stand an einem kleinen Fenster (zum Innenhof, der Lichteinfall war nur mikroskopisch) die Werkbank. Diese wurde -natürlich- mit einer Scherengitterschreibtischlampe mehr oder weniger beleuchtet. Der davorstehende Stuhl war formtechnisch bereits eine Symbiose mit vorerwähnten Kartons und Lederresten eingegangen. Die Werkbank selbst wurde von einem Eimer Pattex dominiert, und mit bergeweise Werkzeugen, Lederresten und einer Schuhsohlenklebepresse garniert. Hinter der Ledernähmaschine führte eine schmale Tür in den erwähnten Innenhof. Dort erlebte ich erst- und einmalig die sanitären Anlagen des Schuhgeschäftes. Eine Brettertür führte in ein winziges Klo, darin ein Handwaschbecken und ein Porzellanthron mit obenliegendem Spülkasten.
Inzwischen ist da ein Kiosk mit Imbiß drin. Im Laden natürlich, nicht im Klo.
Zuletzt geändert von Lötfahne am Do 6. Okt 2022, 15:54, insgesamt 1-mal geändert.
jodurino
Beiträge: 2088
Registriert: So 17. Nov 2013, 20:43

Re: Nostalgie

Beitrag von jodurino »

Finger hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 09:01 Das mit dem Quecksilber weiß ich jetzt nicht mehr, aber der selbe Opa ist gemeint. Stitch hat sehr an ihm gehangen, noch mehr als ich. Er war näher dran und auch öfter da als ich :-)
Chemnitzsurfer hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 08:58
Finger hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 07:32
Chemnitzsurfer hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 05:07 War das der Opa Finger mit dem Quecksilber?
Quecksilber? Hab ich da was vergessen? Die Geschichten bisher sind von meinem Opa väterlicherseits. Es gibt ein altes Foto, wo er auf einem Motorrad sitzt. Mein Sohn hat mich gefragt, ob ich das bin :mrgreen:
Manchmal sehe ich ihn morgens im Spiegel, wenn ich gestreifte Hemden trage. Er war Elektriker und Amateurfunker. Wollt ihr mehr lesen?
Stitch meinte mal auf irgendeinem Fingertreffen in Zetel das er sein Aufgedreht sein dank Quecksilber von seinem Opa geerbt hat und du meintest lachend daneben stehend, lass doch Opa Finger aus dem Spiel :lol:
(so oder so ähnlich)
Faszinierend...........ob die Opas es wohl quer durch die Republik geschafft haben........also zu Funken*

Vom Bodensee bis Quecksilberfunker und zurück?

Schöner nostalgisch verklärerender Gedanke

cu
jodurino

*Opa Väterlicherseits war auch Funker
Benutzeravatar
Toddybaer
Beiträge: 4704
Registriert: Sa 11. Jun 2016, 13:48
Wohnort: Hemmoor

Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

Gestern so ein Erlebnis gehabt.
Wir haben die Gänse eingetütet zum Einfrieren. Aber die 3l Tütet waren zu klein. Also schnell nach Kunkel gefahren, 6 und 8l Tüten kaufen.
Den Laden gab es schon immer. Und hällt sich trotz Netto Markt 2km weiter

Ein kleiner "GutKauf" mit Lottoannahme. Die einkaufswaagen noch von .... noch ohne Werbung auf dem Griff. Als ich den Laden betreten hab, Stand eine Kundin mit Kint an der Kasse und hat mit der Kassierein getratscht. Nach dem Einkauf musste ich noch warten, die Beiden waren noch nicht fertig.
Vorne Obst vorbei an den Regalen hinten kleine Flesch und Bäcker theke.
Selbst beim Kauf von GEfrierbeuteln wird man vom Filialleiter beraten. Also wenn man Beratung braucht. Ja, sonst hätte ich die 8l Tüten auch nicht gefunden.

2Rollen 6l 2 Rollen 8l = keine 6€ fand ich jetzt nicht zu teuer
Benutzeravatar
Hightech
Beiträge: 11306
Registriert: So 11. Aug 2013, 18:37

Re: Nostalgie

Beitrag von Hightech »

Kaffefahrten nach Helgoland
Grenzkontrollen in die Niederlande
Münzfernsprecher und Telefonzelle
Mithörmuschel fürs Wählscheibentelefon
Postmonopol, Akustikkoppler sind Böse!
Smogalarm
Vergiftete Flüsse voll Schwermetall und Phosphor
War nicht alles toll. Damals.
Benutzeravatar
Raja_Kentut
Beiträge: 1527
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 13:11
Wohnort: Veitsbronn-Bernbach

Re: Nostalgie

Beitrag von Raja_Kentut »

…obwohl die Kaffee- und Butterfahrten warn schon toll. Mit Oma und Opa…
Kleine Anedektote wegen Grenzkontrolle Holland :
Wir waren mit ein paar Kumpels in Groningen ääh… Einkaufen.
Auf der Rückfahrt an der Grenze „fahrnse mal rechts ran“ OHGOTTOGOTTT :o :o :o

Gefunden wurden recht schnell ein Fahrtenmesser unter der Fussmatte der Rückbank des Strich-8 und ein paar Sylvesterknaller. Mehr nicht :lol:
Das hat aber gereicht für eine Anzeige wegen Sprengstoffbesitz - es konnte allerdings nicht geklärt werden wem die Knaller gehörten. Nach einiger Zeit wurde das Verfahren wegen Geringfügikeit eingestellt :D
Zum Glück hatten wir was zum entspannen als wir nach der Fahrt zuhause angekommen sind :mrgreen:
Benutzeravatar
Botanicman2000
Beiträge: 2476
Registriert: Di 9. Jul 2013, 09:34
Wohnort: Oldenburg
Kontaktdaten:

Re: Nostalgie

Beitrag von Botanicman2000 »

Hallo
die ganzen Geschichten über Oma,Opa lassen mich echt emotional werden.
Hab tränen in den Augen, gerade weil ich keine grossen Erinnerungen an meine habe.
Entweder früh verstorben oder ich war zu jung.

Aber ich lese es gerne

Gruß Uwe
Benutzeravatar
ProgBernie
Beiträge: 584
Registriert: Fr 16. Sep 2022, 21:59
Wohnort: Zwischen Hamburg und Haiti ^W Lübeck

Re: Nostalgie

Beitrag von ProgBernie »

Butterfahrten kenne ich auch. Damals aus Flensburg ging es mit dem Schiff einmal um die Ochseninsel. Die Fahrt war praktisch kostenlos. Theoretisch kostete sie etwas, es gab aber Gutscheine in den Wochenblättern. Wir sind als Familie da rein und haben nur die Butter gekauft, geraucht hat Papa nicht mehr. Ausserdem gab es an Bord Rosinenboller und Kakao, meine Eltern haben Kaffee genommen. Papa hat das Rauchen aufgegeben als ich geboren war und er in die neue Tischdecke (und den Tisch) ein Loch gebrannt hat. Mama soll geweint haben. Sie sind direkt zu/vor/nach meiner Geburt in eine neue Wohnung gezogen. Er hat wohl nie wieder geraucht. Seine Utensilien (Feuerzeug, Etui etc.) fanden sich alle noch im Schrank. Der Tisch hatte jahrelang eine kleine runde Delle in der Mitte.
Grenzkontrollen waren auch immer nach Dänemark. Wir sind da später als Jugendliche öfters mit dem Rad rüber um Softeis zu essen. Direkt hinter der Grenze gab es kleine Boutiquen und Einkaufsläden, Autowerkstätten für billige Ölwechsel und Sexshops.

Großeltern väterlicherseits:

Meine Oma war klein und recht rund und hatte dünne Beine. Sozusagen eine Kugel auf Beinen. Wenn sie ging wackelte sie immer ein bisschen von links nach rechts, als ob die Knie steif waren. Ihre Stimme war hell und klar. Sie war immer aktiv und hat Kuchen und Kekse gebacken. Opa hatte eine runde Brille mit ganz dicken Gläsern und war praktisch blind. Er hat in der Stube im Sessel gesessen und geraucht. Neben ihm war das Röhrenradio an und spielte leise Musik mit einem leichten Grundbrummen. Er hatte auch ein Tonbandgerät (Grundig TK-25 mit Mikrofon GDM-12) und hat mit anderen Sprachbriefe auf kleinen 8cm-Bandspulen getauscht, aber als Kind habe ich das nie bei ihm gesehen. Soweit ich weiß waren die Blindensendungen damals kostenlos.
Sie hatten eine kleine Wohnung mit Klo auf halber Etage. Von der Eingangstür musste man durch die Küche ins Wohnzimmer und von dort ging es ins Schlafzimmer. Außer einer kleinen Speisekammer war das alles und alles war sehr klein. Zunächst war die Wohnung weiter von uns entfernt, aber nachdem wir in das eigene Haus gezogen sind waren wir dichter dran.
Eines Tages kam Oma mit Tränen in den Augen zu uns: Opa war gestorben. Telefon hatte damals noch keiner von uns. Das Tonbandgerät kam irgendwann zu meinem Vater und später zu mir. Leider ist das irgendwann kaputt gegangen und dann dem Forschergeist zum Opfer gefallen.

Einmal waren wir bei Oma zu Besuch und sie hat uns gekaufte Kekse serviert. Aber irgendwann hat sie erzählt, daß sie Kekse gebacken hat, die aber nichts geworden sind. Wir wollten die sehen und es waren statt harter Kekse eine weiche Masse. Schmeckte aber sehr gut. Dann hat sie das Rezept geholt, es war ein dänisches Rezept. Oma konnte gar kein Dänisch. Und wir haben herausbekommen, daß das eigentlich ein Puffer werden sollte, gar keine Kekse.
Oma ist auch mal mit der Bahn nach Schweden zu ihrer Tochter (also meiner Tante) gefahren. Dort hat sie die richtige Haltestelle verpasst und ist leider irgendwo ausgestiegen. Bei fremden Leuten hat sie es dann ohne ein Wort Schwedisch sprechen zu können irgendwie geschafft meine Tante benachrichtigen zu lassen, Onkel und Tante sind dann los und haben sie abgeholt. Irgendwann ist Oma dann auch gestorben. Meine Tante lebt noch in Schweden und ist jetzt 88.
Benutzeravatar
Toddybaer
Beiträge: 4704
Registriert: Sa 11. Jun 2016, 13:48
Wohnort: Hemmoor

Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

in meiner Familie gibt das traditionell zu Weihnachen Speck&Klüten (Klöße) Kennt ihr nicht? Na dann will ich mal die ganze Geschichte zu Besten geben.
(Auch der Humor ist bei uns doch etwas.... speziell, machmal... :-D)


Früher, als es Geschlechtsverkehr nur nach der Eheschließung zwecks Vermehrung gab ;-)
Meine Eltern frisch verheiratet, das erste gemeinsame Weihnachtsfest rückt näher....
Und die Frage nach dem Festessen.
Meine Mutter dann als liebende und fürsorgliche Hausfrau zu Ihrem Angetrautem. "Was soll es denn Heilig Abend zu essen geben?" Woraufhin dann mein Vater dann kurz und knapp erwiederte "Speck und Klüten" :shock:
Meine Mutter kannte das seinerzeit nur als "Altagsessen" Geräucherter Bauchspeck, vielleicht Mettenden mit Steckrüben und Karotten gekocht. Dazu Kartoffeln und Klüten

Das schien Ihr für den gegebenen Anlass aber irgendwie... nicht angemessen nicht festlich genug. Also wurde das etwas verbessert.

Und scheinbar hats geschmeckt, jedenfalls gab es wohl keine Beschwerden. Und seit dem Gibt es das jedes Jahr zu Weihnachten. Auch als die Kinder alle ausgezogen waren, zumindest einen Tag um Weihnachten kamen sie und aßen was es jedes Jahr gab!!!

Mal schauen wie wir das DIESES Jahr machen. Mittags am 24. Brodenklüten (Ochsenaugen, mit Rosienen und für meine Frau und die Enkel ohne) und abends Speck und Klüten.

Wollt ihr das Rezept haben?
lightwave
Beiträge: 318
Registriert: Do 22. Okt 2020, 22:30
Wohnort: Bad Aibling

Re: Nostalgie

Beitrag von lightwave »

Zauberkerzen aus Apfel mit Docht aus Walnusskern. Brannte kurz und wenn man gut war konnte man diese (ohne sich zu verbrennen) auch brennend aufessen.

Bezüglich viewtopic.php?p=437102#p437102:
Zu Silvester durften wir immer Schiffchen basteln: Leere Walnussschalen mit flüssigem Wachs auffüllen, Kerzenstumpen von Weihnachtsbaum reingedrückt. Selbige Schiffe in einen mit Wasser gefüllten Blechsuppenteller schwimmen lassen. Für mehr Spass dann noch Kaimauern oder Stege aus Wachs vom Tellerrand weg angebaut. Gut wenn noch was von der Osterkerze über war. Die hat genügend Flüssigwachs geliefert.
Wir Kinder waren da vielleicht in der Grundschule, passiert ist nie was bis auf tragische Schiffsunglücke... :D
Benutzeravatar
Finger
Administrator
Beiträge: 7392
Registriert: Di 12. Jun 2012, 20:16
Kontaktdaten:

Re: Nostalgie

Beitrag von Finger »

Bis heute steht ein Mast hinter dem Haus, darauf eine Antenne. Das Kabel führt ins nirgendwo, seit Jahrzehnten schon. Darüber sind Opas Gedanken in die Welt geflossen und er hat der Welt zugehört. Immer eine Hand an der Rauschsperre. Man erschreckte sich, wenn sie nach langer Stille "aufging". Sperren gingen auf. Und wieder zu. Wenn nicht, dann rauschte es. Auf den Tischen im Haus standen immer eckige Kästen mit flachen Anschlüssen. Seine Akkus. In den Schubladen immer rote, runde Batterien. Manche mit Kabeln dran. Oft auf der Suche nach einem geladenen Energiespender, ein Instrument mit zerknüdelten Kabeln und einem Zeiger in der Hand. Wenn ich so zurückdenke, habe ich ihn nie an Lichtstrom arbeiten sehen. Es waren nur plötzlich neue Schalter irgendwo, die geheimnissvoll leuchteten oder schlicht nichts bewirkten. Überall offene Verteilerdosen. Ich hatte irgendwie immer einen inneren Widerstand, neue Schalter zu drücken. Manchmal hingen Kabel quer durch ein Zimmer. Im Wohnzimmer stand eine Heimorgel. Darauf Hefte mit Noten, auf dem Deckblatt in orange "Orgelstudio". Niemals sah ich jemanden an diesem Instrument. Auf einem orangen Knopf stand "Bossa Nova". Manchmal stelle ich mir vor, das wir, versetzt in der Zeit, ähnliche Empfindungen oder Gedanken teilen. Eine Form von Unsterblichkeit. Verankert im Gestern. Das Gestern ist präsent. Kristallklar. Etwas von mir und von ihm ist immer noch in diesem Haus.
Nello hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 07:49
Finger hat geschrieben: Do 6. Okt 2022, 07:32 Wollt ihr mehr lesen?
Ja klar: Echt? Du trägst gestreifte Hemden?

:mrgreen: Nee, war 'n Scherz. So was machst Du ja nicht. Nicht Du. Gestreift, ts.

Und jetzt Opa. Amateurfunker?
Benutzeravatar
Heaterman
Beiträge: 3990
Registriert: Fr 28. Jun 2013, 10:11
Wohnort: Am Rand der Scheibe, 6 m unter NN

Re: Nostalgie

Beitrag von Heaterman »

Diese zufällig gefundene Video hat mich gerade an zwei Sachen aus meiner Kindheit zurückdenken lassen.

Wir wohnten weit draußen, zwischen riesigen Getreide- und Kartoffelfeldern. Nach der Schule wartete schon der Treckerfahrer, um mir den blauen Riesen zu übergeben und danach mit Freundin und Schnaps in der Schonung zu verschwinden ... Ich durfte Pflügen, Eggen und Grubbern mit dem blauen D4K-Monster. Herrlich - was `ne Maschine!

Und danach gings zur Uroma, eine Brause trinken und Schokolade von den Russen fassen. Da war es immer unheimlich. In der großen Villa war bis 1970 ein Nachrichten-Stab der Roten Armee untergebracht. Dieses Fluidum aus Kommandos, Fernschreibergeticker, Rauch-, Leder-, Diesel- und Benzingestank ... Das Geflimmer und Gerausche der Funkstationen hat mich später zum Amateurfunk gebracht.

Und das Gespann aus abends bei den Wodkagelagen zerschossenem Reichsadler und unerklärlicherweise hängengebliebenen Aloys Schicklgruber- und Wilhelm II-Riesengemälden im pechschwarz bemöbelten Salon - die Uroma stammt aus einer uralten Militärfamilie, der Uropa fiel wie sein Sohn, mein Opa väterlicherseits, an der Ostfront. Die Russen haben da gegessen und gefeiert, als ob nichts wär - skurriles Szenario für mich bis heute.
Benutzeravatar
Lötfahne
Beiträge: 2832
Registriert: Sa 9. Nov 2013, 10:43
Wohnort: KBS 669 bzw. 9401

Re: Nostalgie

Beitrag von Lötfahne »

Benutzeravatar
Stitch
Beiträge: 1378
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 03:16

Re: Nostalgie

Beitrag von Stitch »

da ich nu wieder zugriff aufs forum habe werd ich gern meinen teil zu "opa finger" schreiben , eventuell nicht heut aber in geraumer zeit.

lord finger und opa finger haben sehr sehr viel einfluss in meiner kindheit ausgeübt ohne das sie es wussten haha ;)

@chris keine panik ich werde nichts ansprechen was privat ist. eher warme erinnerungen die ich mit dir und opa erlebt hab.
Antworten