Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Der chaotische Hauptfaden

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Luca
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Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von Luca »

Hallo Zusammen,
vor etwas über 10 Jahren haben wir eine freistehende Halle (Lagerfläche und Werkstatt, gesamt ca. 250m2) als Nebengebäude errichtet. Aus unerklärlichen Gründen wurde damals ohne Fundamenterder gebaut. Fürs "gute Gewissen" wurde dann damals noch ein 1m Kreuzender eingeschlagen und mit der Potentialausgleichsschine im Nebengebäude verbunden, dabei ist es aber auch geblieben. Da nun knapp 30 kWp PV aufs Dach sollen, würde ich das Thema Potentialausgleich und Überspannungsschutz gerne nochmal neu aufrollen.

Aktuell:
-Anbindung an HV im Hauptgebäude (Abstand der Gebäude ca. 20m, Leitungslänge um die 90m) über NYY-J 5x35
-PE der Zuleitung ist im Hauptgebäude über die mit dem Potentialausgleich des Hauptgebäudes und seinem Fundamenterder verbunden
-Im Hauptgebäude gibt es in der HV einen Dehn Überspannungsschutz (Netzform hier TT)
-Abgesichert ist die Zuleitung über NH Sicherungen mit 63A, soll perspektivisch mal auf 80A umgestellt werden
-Die Potentialausgleichsschiene im Nebengebäude ist besagtem Kreuzerde, der Verteilung im Nebengebäude und darüber mit dem PE der Zuleitung, sowie der Erdung der Kabelrinnen und dem Metallständerwerk der Halle verbunden.

Zukünftig sollen in den Potentialausgleich der Halle eine potentielle Wasserinstallation (CU-Rohr), der Wechselrichter sowie die Tragschienen der Module eingebunden werden. Die Module selbst müssen nach meinem Stand nicht eingebunden werden.

Um einen "echten" Potentialausgleich am Nebengebäude zu haben würde ich nun einen 9m Tiefenerder eintreiben lassen und mit der PA-Schiene im Nebengebäude verbinden - sinnvoll? Wenn ja, bleibt der PE der Zuleitung trotzdem angebunden, oder wird die Verbindung getrennt und nur die "lokale Erdung" genutzt? In beiden Fällen: Habe ich im Nebengebäude weiter ein TT Netz, oder durch die Zuleitung von HV zu UV mit N und PE ein TN-S Netz? Interessant wird das ja für die Wahl des Überspannungsableiters.

Wichtig: Hier geht es mir nur um Erdung / Potentialausgleich, Blitzschutz soll kein Ziel sein.


Gruß
Jannyboy
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von Jannyboy »

Hallo,
Das ist schwer zu sagen ohne zu wissen wo die Halle steht. Ist es nasses Moor, die Dünne in der Wüste oder felsiger Untergrund?

Bezüglich Erdung und Netzform würde ich einfach mal gucken was der örtliche Netzbetreiber sehen will für so eine Anlage.

Grüße Jan
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Roehricht
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von Roehricht »

Hallo,
jedes Gebäude bekommt seinen eigenen PA. Der muss nicht extra mit einer Leitung zum anderen Gebäude durchverbunden werden.
Den Ausgleich von Restströmen erledigt der im Kabel enthaltene PE.

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Wolfgang
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uxlaxel
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von uxlaxel »

Bei der Gebäudegröße ist sicherlich im Zusammenhang mit der PV-Anlage ein Blitzschutz vorgeschrieben. Dazu sollte mal ganz in Ruhe die Landesbauordnung gelesen werden.
Der PE in der Zuleitung ist nur bedingt blitzstromtragfähig und führt über Umwege zum Erder des speisenden Gebäudes. Ich halte das für ein nicht geeignetes Konzept.
Lasst da einen Fachplaner dran, alles andere geht im Fehlerfall in die Hose. Die Versicherungen suchen nur nach Gründen, nicht zu zahlen.
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Chemnitzsurfer
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von Chemnitzsurfer »

uxlaxel hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 05:16
+1
Denke auch, dass du das ganze Blitzstromtragfähig ausbauen darfst, inkl GAKs mit SPD pro PV String und Kombiableitern auf der AC Seite.
Lass da wirklich mal einen Fachplaner drüber schauen.
Luca
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von Luca »

Hallo Zusammen,
danke für die Rückmeldung. Da bei der ursprünglichen Prüfung herauskam, dass kein dedizierter Blitzschutz erforderlich ist, würde ich mich hier gerne erstmal weiter auf den Potentialausgleich beschränken. Beweggründe waren damals unter anderem die folgenden:

-Niedrige Gebäudehöhe
-Keine explizit freistehende Lage - angrenzende Gebäude sind höher (und ebenfalls ungeschützt)
-Private Nutzung - es handelt sich um kein öffentliches Gebäude

Die Bodenbeschaffenheit am Standort würde ich als normalfeuchten Sandboden (Wasserschutzgebiet) einstufen.

Konkret stehen für mich erstmal folgende Fragen im Raum:

-Sollte der PE der Zuleitung, wie in euren Antworten erwähnt, dann tatsächlich vom Potentialausgleich getrennt werden? Die Erdung der Elektroinstallation erfolgt somit über die Zuleitung, der Potentialausgleich vor Ort?

-Liege ich mit meiner Annahme richtig, dass es sich dann auch im Nebengebäude weiter um ein TT Netz handelt? Es gibt ja nirgendwo eine Verbindung zwischen PE und N. Das entspricht dann auch der vom Netzbetreiber bereitgestellten Netzform im Hauptgebäude.


Gruß
winnman
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von winnman »

Vor Ort eine Pot-Schiene setzen
Darauf gehören alle Erder, eine Verbindung zum PE, alle metallischen Konstruktionen, . . .
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uxlaxel
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von uxlaxel »

die ursprüngliche forderungen sind aber mit der PV-anlage obsolet. das ganze ist jetzt neu zu bewerten
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Bastelbruder
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von Bastelbruder »

Im Sandboden um die Hütte einfach eine kurzgeschlossene Windung Erdungsband vergraben, von dort mehrere "Ableiter" übers Dach, fertig ist der für Blitze wirksame Käfig nach Faraday. An einer der Ableitungen den POT festschrauben, dann ist auch der Ekelektriker-Verein zufrieden.
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uxlaxel
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von uxlaxel »

bei 250m2 könnte das knapp sein mit 4 ableitungen. normalerweise an jeder ecke, maximal 20m abstand.
wird die PV-anlage hart geerdet, dann ist das gesamte gestell fest mit den ableitungen verbunden. an das gestell kommen fangspitzen mit 30cm aller ca. 15m.
schicker wäre eine fanganlage isoliert gegenüber dem gestell, aber seile im 10x10m-raster über die gesamte anlage zu spannen ist in der praxis relativ schwierig. das mit den fangspitzen habe ich in der firma erst vergangenen sommer gebaut.
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Bastelbruder
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von Bastelbruder »

uxlaxel hat geschrieben: Fr 31. Mär 2023, 14:06 bei 250m2 könnte das knapp sein mit 4 ableitungen. normalerweise an jeder ecke, maximal 20m abstand.
wird die PV-anlage hart geerdet, dann ist das gesamte gestell fest mit den ableitungen verbunden. an das gestell kommen fangspitzen mit 30cm aller ca. 15m.
schicker wäre eine fanganlage isoliert gegenüber dem gestell, aber seile im 10x10m-raster über die gesamte anlage zu spannen ist in der praxis relativ schwierig. das mit den fangspitzen habe ich in der firma erst vergangenen sommer gebaut.
Wie groß ist die Halle denn? 16 x 16 m oder 12,5 x 20 m erfüllt die Anforderungen mit 4 Ableitern. 10 x 25 m ist tatsächlich etwas größer. 5 x 50 m auch.
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Roehricht
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von Roehricht »

Hallo,
der Blitzschutz wird normalerweise nicht mit dem PA verbunden. Vom Blitzerder kommte ein Leitung zum PA über eine Funkenstrecke. Die Funkenstrecke wird draussen beim Blitzerder montiert. Ein Erder für den PA muss eine gewisse Entfernung zum Blitzerder haben.

Bei Solar auf dem Dach ist das Montagegestell mit dem PA verbunden. Extra angebrachte Blitzfangstangen halten Blitze vom Montagegestell fern.

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Wolfgang
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uxlaxel
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von uxlaxel »

Hallo Wolfgang,
doch, PA und Blitzschutz sind zu verbinden und zwar über die Erdungsanlage. Einen komplett baulichen Blitzschutz mit isolierter Ableitung (z.B. HVI-Leitung) wird äußerst selten errichtet und man hat sehr großen Aufwand. Das kommen dann Trennungsabstände zu Eingängen, Fenstern und vieles mehr dazu.

Hallo Harald,
wenn es um Elektronik gehst, bist du absolut fit und fast niemand kann dir das Handtuch reichen. Davor ziehe ich den Hut.
Wenn es jedoch um aktuelle Normen der Elektrotechnik, äußeren und inneren Blitzschutz geht, ist das bei dir manchmal mehr gefühlte Fakten als tatsächlicher Stand der Technik bzw. aktuelle Vorschriftenwerke. Vielleicht kannst du dich da etwas zurück halten. Danke


In diesem Sinne, allen ein schönes Wochenende!


P.S. ladet euch mal den Dehn Blitzplaner (Buch) runter, das ist eine interessante Lektüre und man bekommt schon einen recht guten Einblick über die Materie.
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Bastelbruder
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von Bastelbruder »

Leider gibt es unterschiedliche Ansichten.
Ich vertrete primär den elektrotechnischen Standpunkt.
Der wird offenbar von diesem Dehn-Produkt sogar erfüllt. Unglaublich! Begründung: (hoffentlich alle) ein- und austretenden Leitungen sind an einem Punkt miteinander verbunden, der Blitzstrom braucht garnicht den Umweg durch den Computer zu nehmen. Was Ihr sonst noch mit Euren möglicherweise Blitzstrom führenden Leitungen veranstaltet ist mir egal.
ferdimh hat geschrieben: Mo 24. Jun 2019, 21:25 Vorsicht mit alten Telefonableitern. Zumindest die klassischen "Natobrötchen" Blitzschutzkästen dienen dem Personenschutz auf Kosten der Anlage und erhöhen das Sterberisiko der Endgeräte.
Die Guru-Buch-Firma vertritt gegen Ablaß primär den versicherungstechnischen Standpunkt.
Was durch dieses Qualitätsprodukt belegt wird. Da werden außen auf die Schlangenölverpackung in Blödzeitungsmanier die theoretischen Grenzdaten eines der verbauten Schutzelemente gedruckt. Schade daß ando die Bilder in einer cloud versenkt hat.

Was? Im Internet werden Daten gelöscht? Das darf doch garnicht ...

Ich bezweifle zudem, daß die vollmundig beworbenen Grenzdaten der üblicherweise verwendeten Ableiterpille auch noch mit den angepunkteten Anschlußdrähtchen erreicht werden können. Eine Plasmawolke ist niederohmiger als der ehemalige Draht.

@uxlaxel: Vielleicht hätte ich die Bemerkung mit dem Ekelektriker-Verein weglassen sollen. Und ja, Blitzfangstangen können den Weg der Blitze kanalisieren. Vielleicht kannst Du auch mal ein Modell konstruieren, in dem der möglicherweise beim Scheißen vom Blitz getroffene Delinquent durch konsequenten Einsatz modernster Technik vor dem Schlimmsten geschützt wird.
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Finger
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Re: Potentialausgleich und Überspannungsschutz für Nebengebäude

Beitrag von Finger »

@Bastelbruder: Den nächsten Beitrag dieser Art hau ich weg, ehrlich. Reiss dich mal zusammen bitte.
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