Benzinlötlampen und -Heizgeräte

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Dieser Artikel beschreibt die allgemeine Instandsetzung bzw. Reparatur und den Betrieb von Benzinlötlampen und anderen Heizgeräten.

Einleitung

Tecalemit TAT DR10N.JPG

Mobile Flüssiggasspeicherung ist eine eher neue Erfindung (Sievert stellt den ersten Propangasbrenner 1952 in Serie her). Stationäres Stadt-Leuchtgas und mehr oder minder mobile Karbid-Azetylengasentwickler sind natürlich schon ältere Erfindungen. Die Erfindung der Lötlampe geschah offenbar 1797 in Deutschland, noch mit Ethanol betrieben. Nach einer Verbesserung der Vergasungstechnik 1882 durch Nyberg in Schweden (später Firma Sievert) verbreitete sich die Bauart schnell.

Heute wissen noch die wenigsten "normalen" Leute, das es sowas mal gab, geschweige denn wie man sowas sicher bedient (Benzin-waas? Kann das explodieren? - Ja, kann es! Aber das passiert nicht so oft). Daher stelle ich mir sinnvoll erscheinende Grundregeln auf:

  • Nr. 1: Draußen betreiben, auf nicht brennbarem Bodenmaterial.
  • Nr. 2: Keine ungewartete Lötlampe in Betrieb nehmen! Auch wenn sie "letztens noch ging".
  • Nr. 3: Nicht drinnen betreiben!
  • Nr. 4: Kenne jede Dichtung und jedes Sicherheitsventil deiner Lampe.
  • Nr. 5: Benzinlötlampen können brennendes Benzin in deine Wohnung ejakulieren. Draußen betreiben!

http://petro.wikia.com/wiki/Flammendes_Inferno

Komplettüberholung

Das ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, um eine gebraucht erhaltene Lötlampe durch zu checken bzw. zu reparieren. Selbst eine nagelneue Lötlampe sollte man vor Inbetriebnahme zerlegen.

Da die Dichtungen hart oder schon zerbröselt sein können, sollte man alle ausbauen und überprüfen, also eine Komplettzerlegung durchführen. Die Anschaffung eines Stücks Vitongummi oder eines anderen benzinfesten Dichtstoffs mit ca. 2 mm Dicke ist für die Aktion sinnvoll.


 Schnittbild 2L (Barthel-Typ) Lötlampe


 Schnittbild pumpenlose Lötlampe

Tankdeckel abschrauben und Dichtung zum überprüfen herausholen oder auf Konsistenz prüfen, alten Sprit weg kippen und Tank reinigen, bei Rost mit Nägeln/Schrott befüllen, Entrostung mit Natronlauge. Viele Tankdeckel haben zusätzlich ein Sicherheitsventil eingebaut, welches bei einem unbekannten Druck hochgeht (sinnvollerweise irgendwo zwischen 2 und 5 Bar. Keine Ahnung ob so ein Tank mehr aushält, eine Petromax kriegt maximal 4 Bar und hält 8-10 Bar aus, wie mal jemand im Pelam-Forum ausprobiert hat). Das Sicherheitsventil besteht aus einer Schlitzschraube, die mithilfe einer Feder ein Messingstück mit Dichtung auf ein Loch im Tankdeckel drückt. Dichtung muss weich sein! Feder auf Rost überprüfen, z.B. im Pelamforum wurde von einem Fall mit gebrochener Feder und folgendem Benzindampfblowout berichtet. Die Benzinwolke kann sich beim Austritt entzünden.

Manche Lötlampen, meistens ältere mit Dochtstopfung, haben eine Tankbodenschraube. Auch diese Dichtung ist zu überprüfen, und den Docht kann man auch gleich raus ziehen und kontrollieren. Am besten nachdem der Restsprit daraus verdunstet ist. Der Docht sollte sich noch wie Stoff anfühlen, nicht tiefbraun oder verkohlt sein, und nicht zugesifft mit gubbeligem Sprit. Einen zugegammelten Docht erkennt man an keiner Benzinzufuhr trotz Druck und freier Düse, oder anhaltend grünem Flammbild (warum auch immer, stand mal so im Pelam-Forum und habe es auch beobachtet). Einen neuen Docht kann man sich aus Putzdochten, Baumwollfäden oder Baumwollseile von einem Wischmop machen. Der Docht darf beim wiedereinsetzen weder zu fest gestopft sein noch zu lose sitzen.

Die meistens fälligen Dichtungen schneidet man sich aus einer langzeitbenzinfesten(!) Gummiplatte, die größeren mit einer Nagelschere, die des Überdruckventils kann man sich auch mit einem Hammer aus der Platte ausstanzen.


Lötlampen Hohlgriffe.jpg

Vor oder während der Reparatur sollte man auch mal den Hohlgriff öffnen, manchmal verbirgt sich dort drin noch Werkzeug, alte Dichtungen die man zum abformen nehmen kann, oder gar eine Ersatzdüse. Ich werfe dort immer 1-2 Hand-Düsennadeln und eine Ersatzdichtung oder ein Reststück Viton rein, und wenn ich eine finde, auch eine ausgedruckte Originalanleitung.

Vor allem ältere Lötlampen, auch auch moderne mit Tankdeckelventil, haben (zusätzlich oder alleine) eine Abreißsicherung. Wie genau das funktionieren soll weiß ich nicht, aber da ist ein (hohler?) 4 mm Messingdraht vom Tankboden mitten durch den Tank und oben wieder raus eingelötet. Man erkennt dann den kleinen 5-10 mm Nippel der oben rausguckt. Wenn der Tank sich aufbläht oder über 300 °C heiß wird, weil jemand die Lampe vergessen oder in einen Grill gelegt hat, soll das wohl abreißen/ablöten und eine Behälterexplosion vermeiden. Das Ding kann undicht sein, was nicht unbedingt ein gutes Zeichen ist. Kann man aber wieder zulöten.

Die Pumpe ist nicht an jedem Lötlampentyp vorhanden. Lötlampen mit Luftpumpe haben oft keine Dochtstopfung. Als erstes schraubt man die Überwurfmutter der Kolbenstange raus und guckt sich die Pumpeninnenseite und das Pumpenleder an. Wenn das Leder nicht bröselig oder steinhart geworden ist, kann man es durch einlegen in Benzin/Petroleum und danach Öl wieder geschmeidig machen. Ansonsten hat man ein Problem. Man kann sich einen Lederersatz aus ner Blechscheibe und einem O-Ring basteln, oder ein Petromaxpumpenleder passend quetschen.

Wenn man nicht an das sicherheitstechnisch äußerst relevante Pumpenbodenventil kommt, bzw. es nur von der anderen Seite des Kolbens erreicht werden kann, muss man den Pumpenkolben ausbauen. Wenn man das Ventil auch so auf kriegt, kann man sich das sparen, denn häufig sitzt der Pumpenkolben sehr fest. Die Gummidichtung des Pumpenbodenventils muss weich sein, am besten neu machen. Beim Einbau auf die richtige Richtung achten, die Dichtung muss Richtung Pumpenschaft gucken und nicht in den Tank sonst baut man sich eine Vakuumpumpe (wenn man das Leder noch umdrehen würde). Das Pumpenbodenventil nach Kontrolle wieder fest zuschrauben, sonst fällt es im Betrieb ab! Dann spritzt das Benzin ordentlich aus der Pumpe, bei einem defekten PuBoVentil steigt das Benzin wenigstens eher langsam bis es oben raus läuft.

Der Brenner ist meistens in Ordnung, eine Kontrolle schadet aber nie. Häufig ist der Benzinfilter (Messinggaze) zugekokt oder es ist Dreck in den Vergaserbohrungen, was sich in häufiger Düsenzusetzung äußert. Wenn der Benzinstrahl dauernd seitlich austritt oder blockiert, ist es Dreck im Vergaser. Uralte Lötlampen lassen sich nicht öffnen, die Tecalemit und andere K5512-Versionen (Wehrmachtslötlampe 2 L, bzw. 1 L Version) haben z.B. einen zweiteiligen Vergaser, Barthel hat Vergaser mit 2 oder 3 Öffnungsbohrungen mit Dichtschraube drauf. Die Regulierspindel kann man auch ausbauen, wenn die Graphitstopfpackung (zwischen Spindelwelle und Brennerbohrung für die Spindel) einem dabei entgegen bröselt, muss sie eh neu gemacht werden. Graphitband dafür gibt es in der Petromaxszene, z.B. bei Peter Bendel (lampenkueche.de). http://petro.wikia.com/wiki/Stopfbuchse

Bei Rost, mit Stahlwolle blank machen. Die Vergaserbohrungen kann man mit einem wellig gebogenen Stück Draht säubern, und danach mit Pfeifenputzern. Wenn das Benzinsteigrohr zugesetzt ist, und mit einem Draht nicht reinkommt, muss man evtl. den Brennerkopf abschrauben. Das ist auch bei manchen Lötlampen mit Dochtstopfung nötig, wenn die vergammelt ist. Das geht mit Hitze an der verklebten konischen Verschraubung und Gewalt, habe ich aber noch nie gemacht.

Inbetriebnahme

Tank maximal 2/3 mit Brennstoff füllen (meistens Benzin, bei sehr kleinen Lampen auch Spiritus, bei Lampen mit Wendelvergaser evtl auch Petroleum). Die vorhandene Vorheizschale mit Spiritus füllen und anzünden. Spätestens jetzt Handschuhe anziehen, falls man die brennende Lötlampe ausmachen oder wegwerfen muss. Vorheizschale ausbrennen lassen und nochmal füllen und anzünden. Wenn vorhanden, mit der Pumpe 2..3 Pumpstöße geben, Ventilspindel vorsichtig aufdrehen und Feuerzeug an die Brenneröffnung halten.

Achtung: Wenn flüssiges Benzin aus der Düse kommt, wurde zu kurz vorgewärmt (Winter, Wind). Verdampfendes Benzin auf dem heißen Vergaser gibt eine Stichflamme.

Wenn die Lötlampe genügend Benzindampf produziert und nicht mehr stottert, kann man weiter aufpumpen. Achtung, ist der Vergaser zu kalt, wird sie zum Flammenwerfer und spritzt Benzin in 1-2 m nach vorne!

Wenn man ein paar weitere Pumpenstöße gegeben hat, kann man die Reglerspindel aufdrehen bis die Flamme nicht größer wird und weiter pumpen.

Lampen ohne Pumpe lässt man einfach auf Temperatur kommen. Können aber auch leicht überhitzen, Modelle mit Abreißüberdruckventil würde ich nicht sehr heiß laufen lassen, ich weiß nicht welche Drücke bei 70°C im Tank herrschen. (Kann mal jemand in der Dampfdruckkurve für Tanken und Waschbenzin gucken?)

Zum ausmachen Reglerspindel zudrehen, kleine Rest-Flamme auspusten, Tankdeckel langsam öffnen zum Druckablassen.

Beispiele

Imbert Vorheizlampe

Hat früher einen Glühkopfmotor gestartet, der die Not-Kühlwasserversorgung in einem Drahtziehwerk in Frankenthal gesichert hat (Krieg/Nachkriegszeit angeblich). Ursprünglich stammt die Lötlampe von einem Lanz D5506 Seitenglühkopf Bulldog. Deshalb ist der Griff auch seitlich versetzt angebracht.

Nachdem alle Dichtungen erneuert und der Vergaser gründlich gereinigt wurde, brennt sie kräftig und tiefblau. Der Brenner ist ziemlich groß für die kleine Tankgröße, und hat 3-3,5 kW.

Imbert Seitenglühkopf Brennerkopf.JPG

So sieht der typische Barthelbrenner von der Seite aus, ohne Windschutzblech.

Imbert Spindel Dichtungen Pumpe.JPG

Bis auf das Pumpenbodenventil alle Kleinteile ausgebaut (man muss den Pumpenschaft dazu ausbauen)

Imbert Seitenglühkopf Düsen.jpg

Diese beiden Düsen waren bei mir dabei, würde mich interessieren was diese Eindellung der zweiten Düse soll/bringt.


Tecalemit TAT DR 10N

Eine Lampe, die der Wehrmachtslötlampe in der Bauweise und Größe ähnlich ist. Mit 1 mm Düsenbohrung säuft sie ordentlich Sprit und brennt gelb (siehe Video unten). 0,7-0,8 mm waren besser.

Als ich diese Lampe bekommen habe, hat ein großes Stück des inneren Vergaserrohres gefehlt sowie die Düse. War natürlich M8 Spezialgewinde (oder sowas in der Art), eine Suche nach einer Düse verlief erfolglos. Da mir auch keiner eine Empfehlung für die Düsengröße gab, habe ich eine Petromaxdüse auf 1 mm aufgebohrt und mit Messinghartlot (mithilfe der Imbert Lötlampe, eine Gasfunzel ist zu schwach) eingelötet. Damit das Benzin nicht einfach durch das Rohr läuft, gabs noch eine Kupferdrahtstopfung. Ob das effektiver ist, als die ganze Länge mit Messinggaze zu umwickeln, weiß ich nicht.

Tecalemit Vergaser.jpg

Um das Pumpenbodenventil zu tauschen musste ich außerdem den Pumpenschaft ausbauen (lassen), ich glaube ein 36 mm Schlüssel passt da. War ordentlich zugeknallt.

Jedenfalls war 1 mm ziemlich viel, in ca 10 min hat sie einen viertel Liter Sprit weggezogen, und der Raum war warm. Geräusch wie ein Hubschrauber.

Tecalemit 1mm Düse.jpg

Eine Düse von ca 0.7-0,8 mm brachte eine blaue Flamme.

Video: https://www.youtube.com/watch?v=OGVBx-yIzLY

B.A.Hjort Aktiengesellschaft Die schwedische Lampe

Pumpenlose Lötlampe aus Schweden, laut einer Forumsanfrage im Pelamforum 1920. An drei Stellen ist eine 19 eingestanzt. Druck wird über den Dampfdruck des erhitzten Benzins im Behälter aufrecht erhalten, bzw. am Anfang über verdampftes Benzin in der Dochtbohrung (Vergaser).

B.A.Hjorth Lötlampe.JPG

Brennt instabiler und unregelmäßiger als die moderneren Brenner, kann aber an meinem Gerät liegen, was schon viel mitgemacht hat.


Nützliche Links

Häufig hat man eine Lötlampe gekauft oder sieht bei Online Auktionen eine, deren Hersteller und Modell man nicht (genau) kennt. Zusätzlich weiß man nicht ob sich die Lötlampe im Originalzustand befindet. Dafür gibt es ein paar hilfreiche Internetseiten, die mit Bildern und Infos beim Identifizieren helfen:

Die Homepage eines französischen Lötlampen-Sammler-Clubs. Fotos von über 1000 Lötlampen aus der ganzen Welt! Dort findet (fast) jede Lötlampe die es gibt: http://www.lampeasouder.fr/galerie-photos/

Sehr ausführliche britische Website. Hier werden sehr ausführlich Hersteller und Modelle mit Datumscodes und original Handbücher/Zeichnungen/Kataloge vorgestellt: http://blowlamp.co.uk/ Auch dessen Linksammlung beachten: http://blowlamp.co.uk/links%20page.htm

Deutsches Forum für Lötlampen (eigentlich Starklichtlampen, aber auch viel zu Lötlampen). Vor Fragen die Suchfunktion nutzen! http://www.pelam-forum.de/


Eine deutsche Seite mit ein paar deutschen Lötlampen mit vielen Bildern: (existiert nicht mehr) http://www.altes-handwerkzeug.de/museum/loetl/loetl1.html

Weitere französische Homepage mit vielen französischen und europäischen Lötlampen: http://lampterophiliste.free.fr/Lampe%20souder/Lampe%20a%20souder%20Gen.htm

Amerikanischer Lötlampen-Sammler-Club: http://vintageblowtorches.com/

Deutsche Seite (hauptsächlich Vulcano): https://www.starklicht.com/sammlung-l%C3%B6tlampen-collection-blowtorches/

Spanische Homepage mit sehr vielen Fotos: http://blowtorches-adeclas.webnode.es/

Englisches 1x1 zum Umgang mit und Reparatur von Lötlampen: http://www.blotorches.com/

Quellen

http://en.wikipedia.org/wiki/Blow_torch

http://www.sievert.se/de/ueber_uns/

http://petro.wikia.com/wiki/Flammendes_Inferno

http://petro.wikia.com/wiki/Stopfbuchse

http://www.spiritburner.com/fusion/showtopic.php?tid/6988/pid//