Trafo umwickeln

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Wenn man einen Netztrafo für Sonderspannungen (oder einen Ausgangsübertrager) braucht, kann man sich den auch selbst wickeln. Ein (evtl defekter) Standardnetztrafo spendet dabei Kern (und evtl auch Wickelkörper). Siehe auch: http://www.jogis-roehrenbude.de/Transformator.htm

Welcher Trafo ist geeignet

Grundsätzlich kann man alle Trafos mit EI-Kern recht leicht umwickeln. M-Kerne sind etwas pissig, in freier Wildbahn aber fast nicht mehr zu finden. Wichtig ist natürlich, dass der Kern nicht vergossen und nicht verschweißt ist. Von außen getränkte Trafos brauchen beim Zerlegen eine gesunde Portion Gewalt. Billige Trafos aus Steckernetzteilen (oder bei mir PAR-36-Strahlern) sind in der Regel recht gut zerlegbar.

Kern zerlegen

Das erste Blech

Die einzelnen Bleche sind mit recht brutaler Gewalt in den Trafo gewandert. Deshalb klemmt der Kram zusätzlich dazu, dass er immer etwas klebt, auch noch fest. Sobald das erste Blech draußen ist, gehts leichter. Mein Ansatz ist, mit einem scharfen Schlitzschraubendreher ein I rauszuhebeln. Danach hat man mehr Platz, um das erste E unter Anwendung von verschiedenen Schraubendrehern und brutaler Gewalt zu entfernen. Sobald das E draußen ist, klemmen die Bleche nicht mehr im Wickelkörper fest.

Der Rest des Kerns

Die Bleche sind lackiert, um Wirbelströme zu vermeiden. Deshalb sollte man möglichst nicht auf der Fläche der Bleche rumkratzen und auch nur an EINEM Rand (außen oder innen), so dass die Schäden keine Fläche umschließen. Es hat sich bewährt, die Es an einer Ecke mit dem Schraubendreher abzuhebeln und dann mit dem Fingernagel (oder einem dünnen Holz) abzulösen. Die Is fallen von den Es runter, wenn man die Es ein bisschen biegt. Achtung, eine Eigenschaft von Weicheisen ist, dass es weich ist. Also nur ein bisschen biegen, sonst hat man schnell einen Knick drin.

Nur den Kern verwenden

Es geht darum von einem durchgebrannten Trafo oder einem Trafo den man für ein Projekt verwerten möchte, nur den Kern zu verwenden. Selbiger ist wie immer vergloddert und anscheinend nicht zerstörungsfrei auseinander zu bekommen. Der Kern ist selten, teuer oder gehört zu einem erhaltenswerten historischem Gerät. Mit einer Eisensäge werden die Wickelköpfe abgesägt. Damit hat man noch die Gelegenheit, die Wicklungen zu identifizieren und die Windungszahlen zu zählen. Wenn die Wickelköpfe entfernt sind, wird der Kern mit der Gasflamme eines Propangas-Brenners bearbeitet. Diese Arbeit sollte man tunlichst im Freien machen. Der verbrannte Lack stinkt teuflisch. Die Verbrennungsgase sind außerdem ungesund. Wenn der Kern eine bestimmte Temperatur erreicht hat lassen sich die Bleche leicht trennen. Wenn das ganze Blechpaket in Bleche zerfallen ist, müssen die einzelnen Bleche bis zur Rotglut erhitzt werden. So werden sämtliche Lackrückstände entfernt. Den Blechen schadet die Hitze nicht. Im Gegenteil, die Wärmebehandlung entfernt Spannungen und Restmagnetismus. Man muss etwas Geduld mitbringen. Der ganze Vorgang einen z.B M102b Kern zu zerlegen dauert schon seine 2-3h. Wenn das ganze erledigt ist, möchte man den Trafo auch wieder zusammenbauen. Den erforderlichen Wickelkörper baut man evtl. selber. Als Ausgangsmaterial eignen sich Isolierstoffplatten aus PVC, Pertinax, Teflon etc. Oder man fragt in einer örtlichen Trafobude an. Wenn man freundlich fragt bekommt man dort in der Regel alles erforderliche Material. Solche Trafobuden gibt es überall. Ein besonders hilfreiches Unternehmen die Schraubern und Bastlern helfen ist im Norden von HH der Betrieb HTB. Hamburger Transformatorenbau.

Mikrowellentrafos

MOTs eignen sich wegen ihrer guten bzw. billigen Verfügbarkeit und der hohen Kurzzeit-Belastbarkeit (800..1500W) immer zum Umwickeln für diverse Anwendungen. Im Originalzustand allerdings nicht Dauerlast oder -leerlauffähig. Der Kern ist im Normalfall einfach zusammengeschweißt. Die Streubleche zwischen den Wicklungen schmeißt man meißtens raus (machen die Spannung nur "weicher"). Dabei gibt es zwei Vorgehensweisen:

Hochstromtrafo

Man braucht 13 oder 12V um eine GU81m zu heizen, zum Batterieladen, oder um eine Funk/Audioendstufe zu betreiben, da eignet sich ein MOT. Oder ein paar isolierte Spannungen 2V/5A für eine igoristische Graetzbrücke aus Quecksilberdampfgleichrichtern, oder paar 100A zum Punktschweißen[1]. 1000A wurden auch schon gemessen (bei größeren MOTs und nicht welchen aus 600W-Billigmikrowellen).[2]

Am einfachsten sägt/flext man die 2kV Sekundärwicklung an beiden Seiten ab und klopft den verbleibenden "Kupferblock" raus. Primärwicklung vor der Säge schützen! (Irgendjemand im Forum hat sicher auch schonmal eins Vorgestellt)

[1] http://www.teralab.co.uk/Electronics/Spot_Welder/Spot_Welder_Page1.htm

[2] https://www.youtube.com/watch?v=WSgRS0q5lek

Hoch/Mittelspannungstrafo

Mehr als ca 20 Windungen durch einen wie oben befreiten Kern zu friemeln ist nervig. Allein wegen der Drahtlänge. Deshalb kann man den Kern an der Schweißnaht zwischen E- und I-Stück aufflexen, und so auch die Sekundärwicklung erhalten. Diese kann man z.B. auf eine beliebige Spannung runterwickeln, 1200V für ein paar GU50 Röhren z.B. oder sonstwas draufwickeln. Außerdem empfiehlt es sich, ein paar Windungen aufzubringen und der Primärwicklung phasenrichtig in Reihe zu schalten. Dadurch sinken die Leerlaufverluste des MOTs stark und er wird möglicherweise(!) sogar dauerbetriebsfest.

Den Kern danach wieder draufschweißen oder sonstwie anpressen und verbinden, dass es nicht brummt.

Wenn man einfach einen 2kV Trafo braucht, für eine RöhrenPA z.B., reicht es die Streubleche rauszuklopfen, wie hier beschrieben: http://www.dl1dam.de/Mikrowellentrafo%20im%20Netzteil%20a.htm