Finger´s elektrische Welt

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Das Forum für den durchgeknallten Bastler

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Feuerwerk und anderes verherendes

Brot und Böller


Brot statt Böller - kennt jeder. Gerne verwendeter Spruch um die Jahreswende herum. Immer wieder nagt das schlechte Gewissen, wenn man am 31. Dezember bei Aldi das Raketenset Cape Canaveral für 59 Laschen aufs Band wuchtet. Dabei habe ich diesen Spruch nie verstanden. Brot brennt total Scheisse, und mehr als ein schwaches Plöpp kann man von einer Scheibe Graubrot in keinem Fall erwarten.

Also lösen wir uns mal von den platten Sprüchen und wenden uns den ersthaften Seiten des Brotes, Respektive seiner Hauptkomponente, und dem, was sich ausserhalb seiner bestimmungsgemäßen Verwendung damit anstellen lässt, dem Mehl zu.

Abgesehen von einigen Sonderanwendungen lassen sich damit einige bedeutende Dinge veranstalten, wie den älteren Semestern sicher noch aus den Pressemeldungen des Jahres 1979 in lebhafter Erinnerung geblieben ist :

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Am 6. Februar 1979 explodierte die Roland Mühle in der Emder Straße im Bremer Hafen. 14 Menschen kamen bei diesem schwersten Explosionsunglück seit dem zweiten Weltkrieg ums Leben, zwölf wurden schwerverletzt geborgen. Noch in einem Umkreis von zwei Kilometern gingen Fensterscheiben zu Bruch. Ursache des Unglück war vermutlich eine Mehlstaubexplosion. Der materielle Schaden betrug 50 Millionen Mark. Tagelang hatte die Feuerwehr zu tun, um die mit der Explosion verbundenen Großbrände zu löschen. Am Ende war die Roland Mühle eine Ruine, die abgebrochen werden musste.

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Meine früheren Versuche in der Richtung waren eigentlich mehr mit Gestank als mit Getöse verbunden. Um ehrlich zu sein : der Gestank war überwältigend, hat einem irgendwie das Hirn eingefärbt. Die hierfür verwendete Milchkanne war irgendwie nicht das geeignete Gefäß und so wurden die Experimente wieder eingestellt. 20 Jahre später aber tauchte das Thema wieder in meinem Forum auf.

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Thema: mehltriebwerk
08.02.06 23:33

hi!

sagt mal, ich habe mit dem gedanken gespielt so eine art rakete auf mehlbasis zu basteln. ein bissel flamme und dazu mehlstaub muesste doch eigentlich funktionieren, oder? ich dachte an ein rohr aus duennem blech oder aehnlich feuerfestem material und darin dann mehl, das mit ein bissel tueftelei automatisch nach unten rieselt und zusaetzlich ne kleine flamme (stueckchen gluehende kohle), die den ganzen prozess in gang haelt. ich denke mir das so zeug wie mehl total billig ist und ungefaehrlich wenn das ding irgendwo einschlaegt - zumindest nicht so gefaehrlich wie einige brennstoffe. sicherlich wird das nur funktionieren, wenn die luftfeuchtigkeit nicht zu hoch ist und sicherlich ist das auch mit anderen dingen, wie saegespaehnen (staub wohl eher) moeglich. was haltet ihr von der idee? ...habt ihr selbst schonmal sowas gesehen oder gibts sowas schon?

karlchen

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Also mal fix gegoogelt und auch ein paar Sachen dazu gefunden, unter anderem einen 60kw-Getreidebrenner :

Scheinbar wird Mehl auch bei Special Effects im Film verwendet, und zwar kombiniert mit einer Sprengladung zur Zerstäubung. Aber so richtig Überzeugend war das alles nicht.

Also flugs losgestiefelt, eine Tüte Mehl gekauft und das Teilelager inspiziert. Im wesentlichen brauchts dazu einen Strahlmittelbehälter nebst zugehöriger Düse, eine Verdünnerdose als Mischer und eunen Ölbrennertrafo als Zünder.

Selbiger ragt mit seinen Anschlüssen so in die Döse, das er einen Lichtbogen im Mehlstrahl zündet.

Immerhin das hat auch tadellos funktioniert :

Jetzt könnte man natürlich sagen : funktioniert doch wunderbar. Aber das hier ist ein Fake :

Weder Druckluft noch reiner Sauerstoff als Betriebsgas brachten eine zündfähige Mischung hervor. Vor lauter Frust haben wir dann kurzerhand eine Propanbuddel an das Ding geklemmt, damit wir wenigstens etwas brennen sehen. Auch ein Umbau des Strahlmittelbehälters brachte keinen Erfolg. Die Mehlmenge war wohl doch zu gering.

Damit man sich ein Bild machen kann, gibt es noch eine filmische Zusammenfassung (9MB, AVI) der ganzen Nummer.

Weitere Experimente machen wir erst, wenn man sich draussen nicht mehr den Hintern eckig friert. Derweil hat Eike die Konstruktion etwas umgebaut und den Strahlmittelbehälter durch eine Art Mehlvergaser ersetzt :

Das ganze ist jetzt schwabbelnd gelagert und kann durch die Öffnung vielleicht sogar besser Nebenluft ziehen :

Die Konstruktion ruht auf 3 Federn und besitzt einen Motor mit Unwucht, um die Konstanz der Mehllung zu erhöhen (Wieso bin ich mir bloß so sicher, das die orange Stellschraube aus einem Fernseherchassis stammt ?).

Nachdem die Aussentemperaturen moderate Werte erreichten wurde dann mit etwas Lösungsmittel gestärkt

und der Aufbau wieder in Betrieb genommen. Mit Pressluft erreichte der Mehlausstoss dann auch erstaunliche Dimensionen.

Kontinuierliche Zündungen waren allerdings mehr als schwierig einzustellen, wie im ersten Film (1.6MB, AVI) gut zu sehen ist. Das Hauptproblem war, das die Zündelektroden regelrecht im Mehl abgesoffen sind (ebenso wie die Blumen)

Hier hatten wir dann nur noch einen leichten Schwelbrand im Mehl, wie im Film (1MB, avi) gut zu sehen ist. Da hier guter Rat teuer war, musste erst einmal ausgiebig diskutiert werden.

Aufgrund der Beratungen wurde dann beschlossen, den Kompressor durch die Sauerstoffflasche zu ersetzen, wodurch dann auch deutlich bessere Ergebnisse erzielt wurden, wie im Film (4.2MB, avi) erkennbar :

Nach einigem Feintuning

ergaben sich dann auch noch signifikante Verbesserungen im Geruchsbild der Anlage

was hauptsächlich auf die Zündung mittels einer Lötlampe zurückzuführen war. Auch das wurde natürlich festgehalten (6MB, avi). Weil das Moped einen unglaublichen Durst auf Mehl entwickelt hatte wurde dann auch langsam der Treibstoff knapp, so das auf Puderzucker umgestiegen wurde. Damit liest sich eine weitere Verbesserung erzielen. Im Film (1MB, avi) ist die Zündung so kurz, weil wir zu faul waren, die ganze Packung in den Behälter zu sieben.

Beim nächsten versuch wurde dies dann natürlich nachgeholt.

Entsprechend schön ist dann die filmische Dokumentation (3MB, avi) geworden und der Sound war trotz der Dröhnung auch noch durchaus nachbarschaftstauglich.

Als nächstes steht ein Test mit Puderzucker und Pressluft mit Pilotflamme an. Zusätzlich wird wohl ein größerer Treibstoffbhälter fällig.

- Fortsetzung folgt -

Manchmal braucht man Jahre zu einer Fortsetzung. Etwas kleiner zum Anfangen und wieder mit Mehl betrieben. Der Tank ist eine alte CO2-Kartsche und der Behälter eine Würstchendose

Hinten sieht man den von einer Feder betätigten Kugelhahn. Mein Kompressor bläst das Ding auf 9.5 Bar auf.

Da sich das Jahr 2008 dem Ende neigt, werden wieder überall Wunderkerzen feilgeboten

und sollten so als Zündhilfe dienen. Man beachte die Wortwahl : sollten. Das Moped hat drei Stück mit einem leisen Plopp in hohem Bogen ausgespuckt und das Mehl hinterher gekotzt.

Also war der Parkplatz weiss gepudert. Also zweiter Versuch mit Lötlampe.

Das Ergebniss war schon besser, aber noch nicht wirklich gut. Im Standbild sieht das Ergebniss viel beeindruckender aus als in der Realität.

Dazu sieht man sich am besten mal den Film (4MB, AVI) an. Also kommt ein zweiter Tank dran und die Dose bekommt einen Trichter statt des seitlichen Einlasses, und eine Verlängerung aus einer Kaffeedose mit einer Verengung, zur besseren Verwirbelung. Vielleicht fällt ja so nicht mehr die Hälfte auf den Boden.

Ein echtes Problem war hier die Zündung. Die olle Lötfunzel ist nahezu jedesmal ausgegangen. Nach dem ersten erfolgreichen Schuss mit 100g Puderzucker

haben wir die Tanks dann mit Sauerstoff aufgeblasen und in freudiger Erwartung eine volle Packung Zucker eingefüllt.

Dazu gibt es natürlich auch den Film (7MB, AVI), der zeigt, was dann passierte.

* Grübel *

Kleintierstreu kommt sicher der obigen Sägemehlkanone schon recht nahe und ist für schmales Geld bei jeder Genossenschaft zu haben. Löst leider nicht das Grundproblem, nämlich die miese Zündung mit der alten Lötlampe.

Selbst mit Wunderkerzen plus Lötlampe ist kein Wollen. Im Gegenteil, der Sägedreck verstopft alles.

So stand ich dann in Sägemehl-Puderzucker-Qualitätsmehl Typ 405-Wolken und popelte die Dosen wieder frei.

* SEUFZ *

Aber als Ing. ist man es ja gewohnt : ein System muß optimiert werden. Am besten dreht man sich auch das als Film (8MB, AVI) rein.

Auf dem Treffen haben wir uns dann entschlossen, die Tanks mit Propan statt mit Druckluft zu füllen. Und siehe da : Funktioniert wunderbar. Also gibt es jetzt

Fump 2.0

Eike baut Komponente 1. Der Auswurf wird größer. Der Ausblastrichter besteht aus dem Oberteil einer Pet-Flasche und kommt in einen 3/4"-Rohrbogen

Ein Ofenrohr dient als Ejakulator.

Eingedichtet wird das Ganze mit Silikonpampe :

Auf ein Brett geschraubt und mit einer Zündspule versehen ist Komponente 1 damit fertig.

Um den Transport zu vereinfachen ist der Druckspeicher (Komponente 2) davon getrennt. Der Gasspeicher ist ein Drucktank von 15l Inhalt. Befüllen und Entleeren geschieht über Magnetventile.

Über einen dicken Schlauch und die Zündkabel werden beide Teile miteinander verbunden.

Der Dicke Klops hier mit 3/4"-Anschlüssen kann den Tank von 6Bar auf Null Bar in etwa einer Sekunde entleeren.

Zusätzlich sind zwei kleinere Druckminderer verbaut. Einer dient über ein weiteres Magnetventil zur Steuerung einer Pilotflamme falls die Hochspannungszündung nicht ausreicht.

Der zweite Druckminderer steuert eine Trillerpfeife als Warnsignal :

Über den eingebauten Akku können die Ventile auf einem Testgelände ohne Steckdose befeuert werden. Eine Kabelfernbedienung über 10m altes Netzwerkkabel sorgt für Sicherheit.

Und damit man sieht wieviel Dampf noch drauf ist, kann man einen entspannten Blick auf die große Uhr werfen :

Ganz wertfrei wird das ds Moped dann mal auf einem Acker postiert und betankt :

Mit Sägemehl funktioniert die Zündung nicht zufriedenstellend. Besser gesagt : kein Stück.

Insgesamt ist der Aufbau noch verbesserungswürdig.

Ein wenig Luft zum Startvorgang zudosiert

und die Mehlmenge deutlich erhöht müsste einen besseren Effekt geben

Im Film (AVI, 5 MB) kann man sich selbst ein Urteil bilden.

Was kann man noch mit dem Ding machen ? Seht selbst (Klick aufs Bild) :

Und wenn ihr wissen wollt, wie das Ding entstanden ist : Das Making of verrät es euch.

So, bis das Moped läuft beschäftigen wir uns mal mit den Zwischenergebnissen. Das Ding rockt noch nicht. Einfach alles eine Nummer größer bauen ist Käse. Kennt man ja von den Amis.

1. Da muss mehr Sägemehl rein
2. Das muss mit mehr Wumms ausgespuckt werden
3. Die Zündung ist Grütze

Da kam die Idee, einen Teil des Gases vor der Zündung mit Sauerstoff (sprich : Luft) zu versetzen und dann vor der Ladung zu zünden. Kennt man ja von der bekannten Kartoffelkanone.

Also ungefähr so :

Also brauchen wir einen Reaktionsbehälter. Vom Treffen ist noch ein Einwegfass übrig geblieben. Das wird mal kurzerhand per Sichsäge und infernalischem Lärm von seinem Deckel befreit

Die Säge vom Billighöker hat bei der Aktion auch gleich das Sägeblatt ins alte Bier geschmissen. *KOTZ*

Der Eimer kommt auf ein Brett und bekommt eine Bauchbinde verpasst. Nicht das das Ding noch aus dem Leim geht.

Das Auswurfrohr hat dann zwar einen Siphon, aber damit die Zündelektroden nicht zustauben kommt noch ein Blech aus einem Hähnchengrill drüber :

OK, das Gas kommt aus der großen Fump. Aber wo kommt die Luft her ? Da hatte der o.g. Billighöker doch passend diese Autokompressoren für schmalstes Geld im Sortiment. Von der sinnlosen, Drucktank und Kühlung vortäuschenden Plastikhülle befreit, offenbart sich der Gegenwert von 5,99 Euronen :

Na ja, für unseren Zweck wirds wohl reichen. In die Dachlatten kommen Stehbolzen, damit der Eimer noch geöffnet werden kann

und der Deckel bekommt eine Dichtung für den oberen Blechrand des Fasses. Das Rohrstück wird mit überlagertem Silikon abgedichtet.

Oben noch reichlich Heisskleber dran und fertig ist der Deckel.

Die Kartusche dient als Druckspeicher für den Kompressor. Gas und Luft können (über Magnetventile mit nachgeschalteten Nadelventilen und Rückschlagsicherungen) einstellbar dosiert werden.

Ich war sehr gespannt, ob die Konstruktion den ersten Probeschuss überleben würde. Und in der Tat, das hat sie. Mit dem Atemloch zwar auch kein Wunder, aber man weiss ja nie. Insgesamt war der Eimer so zickig und kompliziert, das er den ersten Abend nicht überstanden hat, weil ich ihn gleich wieder zerlegt habe. Aber das filmische Dokument legt weiterhin Zeugniss ab. BälmBälmBälmBälm......

Das muss mehr Wums haben das. Also hab ich mir eine neue Konstruktion ausgedacht :

Ein Lüfter im Fass (mal sehen, ob der Schlagwetter aushält) rührt Gas und Luft um, sodas die Mischung beser wird. Die Belüftung nach dem Wums übernimmt ein aussen angebrachter Lüfter mit Stauklappe, welche magnetisch freigegeben werden kann. Die Zündung erfolgt weiterhin per Lichtbogen.
Ein Druckschalter detektiert die Zündung und kann dann später die Hauptgasmenge aus dem braunen Bottich dazugeben, nachdem der Holzmehlhaufen in der Luft ist.
Und als besonderen Clou findet sie gesamte Technik im Deckel eines Blechfasses Platz.

Damit kann durch Unterschnallen eines größeren Eimers (ich hab hier verschiedene Höhen stehen) das Volumen optimiert werden.

- Fortsetzung folgte beim Treffen 2010 in Lärz -

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© 2000 FINGER

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