Endlich kann ich hier auch mal was posten..
Hallo erst mal, das Alugussprojekt ist erledigt.
Der Einfachheit halber kopiere ich den Text, den ich im CNC-Forum gepostet habe.
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Heute hab ich mir einen Tritt gegeben und hab mal versucht, den Deckel zu gießen.
Material: Alugußbrocken aus einem zerklopften Motorgehäuse, Motorradmotor Bj. 1978
Ofen: Improvisierte Feldesse ohne Räder, aus etwas Blech,
zwei Stücken Ofenrohr und einem Heizungslüfter (Opel Kadett E glaub ich)
Tiegel: Stahlrohr 160x152x200 Dxdxl, Bodenplatte 4mm St37 mit Elektrode dran gebratschelt
Form: billigste Stahlform 200x150mm, zweiteilig (s. Bild), eigentlich zu klein das Ding...
Abgeformt mit rotem Ölsand (egay-Suche: Formsand, Zinngießen)
Kern aus Quarzsand mit Natronwasserglas (s. Bild)
Beim 3. Versuch hielt die Form ohne auseinander zu brechen.
Juhu, dachte ich, hab das Motorgehäuse klein gekloppt (der Stiel des 5kg- Vorschlaghammers
brach währenddessen) ürrrgs..
Mit offenem Tiegel auf Fettkohle Feuer die Bruchstücke geschmolzen und in die Form gekippt.
Das Ergebnis ist nicht unbedingt besonders ansehlich, aber mit etwas Nacharbeit vermutlich doch zu verwenden.
Unebenheiten und ein kleines Loch an der Seite des Deckels werd ich mit Epoxy ("Flüssigstahl") zu spachteln,
überschleifen und bei Lust und Laune lackieren.
Natürlich müssen auch noch 6 Schraubenlöcher gebohrt werden, die konnte ich beim besten Willen nicht mit abformen,
sie sind aber im Gussteil angedeutet.
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Ein paar Erfahrungswerte:
roter Formsand kann gute Oberflächenergebnisse bringen, sofern er beim Abformen genügend verdichtet wurde.
Dann neigt er auch weniger zum Brechen.Beim Herausnehmen des abzuformenden Teils aus der Sandform
sollte man das Ding ein wenig mit nem kleinen Schraubenzieher vorsichtig in alle Richtungen anklopfen,
dann wird das Ding gelockert, der Sand außenrum noch etwas verdichtet und man kann
(wenigstens einen Teil) der Schrumpfung des Gussteils ausgleichen.
Kerne aus Quarzsand und Wasserglas sind zwar unerwartet hart, aber auch spröde.
Dennoch ist es sicherer, sie mittels leichter Schläge aus dem Originalteil zu entfernen,
als durch Ziehen oder Drücken. Ich hab einfach den originalen Deckel auf die Werkbank geklopft,
bis der Kern rausrutschte. Die Oberfläche dieser Quarzsand- Wasserglas- Dinger ist auch wesentlich rauer
als die des verdichteten Formsandes. Will man ne schöne Oberfläche, sollte man die Kerne eher etwas kleiner machen
als eigentlich benötigt und den Rest am fertigen Guss wegfräsen/ -drehen.
In meinem Fall ging das nicht, die Bohrung ist nicht rund, sondern oval-flach und konisch....
Als Bestäubungspuder eignet sich HKM- Hartlötpulver von Rothenberger (Baumarkt, ca 4 € /100g).
Ein Hartlöt- (oder Schweiß-) Flussmittel für Alu in Pulverform würde sich vermutlich noch besser eignen,
da die Oberflächenspannung des flüssigen Metalls aufgehoben würde.
Das müsste die Ergebnisse noch weiter verbessern.
Schmelzen im (möglichst dickwandigen) Stahltiegel geht, sollte man aber nicht zu oft machen.
Meiner mit 4mm Wandstärke hat sich nach dem 5. Aluschmelzen aufgelöst, aber durch Schmelzen von Außen
(und überwintern im Freien) und nicht wie manche behaupten wegen der Aluschmelze, die den Stahl angreifen soll.
Brennt das Kohlefeuer, nicht mehr Luft zublasen als unbedingt nötig, das erhitzt nur den Boden des Tiegels und lässt die Wände kalt.
Die Wärmeleitfähigkeit von Stahl ist halt nicht soo besonders. Abhilfe schafft hier eine relativ dünne Kohleschicht
unter dem Tiegel und Aufhäufen der Kohlen an den Seiten des Selbigen.
Dem Material ruhig 10 bis 15min Zeit lassen zu schmelzen und dann mit nem Stück Stahl
(sollte nen Meter lang sein) ein paar mal umrühren um sicherzugehen, dass auch wirklich alles flüssig ist.
Mit nem breiten Stück Flachstahl die Haut (und Schlacke) abschöpfen, die auf der Schmelze schwimmt und direkt gießen,
dass sich keine neue Oxidschicht bilden kann. Zügig mit dickem Strahl in die Form und warten,
bis der Sand aufhört zu stinken.
Das Teil kann man dann entformen, wenn Anguss und Steiger so kalt sind, dass man sie anfassen kann.
Das Wichtigste aber sind die Bilder. Ich hab Fotos vom alten Deckel beim Abformen,
und vom neuen Deckel vor und nach der Nachbearbeitung.
Das Gießen selbst hab ich nicht dokumentiert, da fehlten einfach Zeit und Nerven für sowas.
Ich pack die anderen Bilder mal in ne zip-Datei und verlink sie.
Die schwarze Pampe beim fertigen Gussteil ist der erwähnte "Flüssigstahl",noch nicht ganz fertig verschliffen.
Zuletzt bearbeitet: 20.02.11 17:57 von tschaeikaei